WERKWANDEL 03/2023 Arbeitswelt vor Ort In Zeiten knappen Nachwuchses wichtiger denn je: Ältere im Arbeitsprozess. | Foto: Jacob Lund/stock.adobe.com Graues Gold statt altes Eisen AgeForce1 wirbt dafür, dass Ältere weiterarbeiten können, wenn sie wollen Den Ruhestand neu betrachten und die »Alten« nicht abschreiben, das ist sicher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dieser Artikel beschreibt, was Unternehmen dazu beitragen und wie sie dabei gleichzeitig den eigenen Fachkräftemangel abmildern können. Die stille Reserve deutscher Unternehmen »Bis 2035 verliert Deutschland durch den demografischen Wandel sieben Millionen Arbeitskräfte und damit ein Siebtel des Arbeitsmarkts«, so Enzo Weber, Forscher beim Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). 28
Viele Unternehmen verpassen die Chance, »stille Reserven« zu aktivieren, möglicherweise weil sie unbewusst Vorurteilen gegenüber Älteren erliegen. Anja Klute, AF 1 Gmbh Menschen mit vielen Jahrzehnten Erfahrung sind das »graue Gold«. Jeder, der geht, nimmt mehr als sein wertvolles Wissen mit. Jeder Mensch, der bleibt oder wiederkommt, kann dieses Wissen weiter einbringen und Unternehmensressourcen stärken. Sei es beispielsweise in der Ausbildung, um Spitzen abzufangen oder sich um schwierige Einzelthemen zu kümmern. Und das nicht nur in den Büroetagen, sondern auch an der »Werkbank« — eine sinnvolle Weiterbeschäftigung hat viele Gesichter. Ob und wie man weiterarbeiten will, ist auch von der eigenen Gesundheit abhängig. Die Bereitschaft, sich weiter einzusetzen, ist allerdings noch von anderen Themen abhängig. Unter anderem spielt es eine Rolle, wie man bisher in der Firma behandelt wurde. Alt = beeinträchtigt? Fragen, die sich Arbeitgeber in diesem Zusammenhang stellen dürfen: ›› Wie ist mein Unternehmen von dieser Entwicklung betroffen? ›› Wo verlieren wir welche Mitarbeitenden? ›› Was heißt das dann konkret für unsere Abläufe? ›› Wie sehen wir im Unternehmen die Menschen, die bald den Ruhestand erreichen? ›› Wie verantwortlich sind wir, dass die Menschen gut in ihren neuen Lebensabschnitt einsteigen? Viele Unternehmen verpassen die Chancen, diese »stillen Reserven« zu aktivieren, möglicherweise weil sie unbewusst Vorurteilen erliegen. Diese sind in unserer Gesellschaft etabliert. So wird beispielsweise Alter häufig mit Beeinträchtigung verknüpft. Eine aktuelle Studie des Bundes zeigt, dass das Altersstereotyp der/des weniger fitten und unproduktiven älteren Arbeitenden dominiert. Aufgrund der Verinnerlichung des Stereotyps wird diskriminierendes Verhalten häufig nicht mehr wahrgenommen. Das hat Auswirkungen nicht nur auf die Rekrutierung oder die Nominierung für neue Aufgaben (Marktforschungsunternehmen Appinio im Auftrag von indeed). 29
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