WERKWANDEL 03/2023 Wissenschaft direkt wirkt. Gleichzeitig werden Handlungsempfehlungen für den Einsatz von KI erarbeitet. »Es geht um Entlastung in Bereichen, in denen Überlastung herrscht«, beschreibt Prof. Dr. Steffen Kinkel, Leiter des Instituts für Lernen und Innovation in Netzwerken an der Hochschule Karlsruhe und Projektleiter von KARL, den Ansatz des Kompetenzzentrums. Dafür werden in der Region Karlsruhe reale Orte des Erlebens, Ausprobierens und Lernens errichtet. Gleichzeitig dienen Pilotprojekte von Unternehmen, die wissenschaftlich begleitet werden, als Inspirationsquelle für Interessierte. Die Ergebnisse werden in Demonstrationszentren vorgestellt, in spezifischen Fortbildungen für Fach- und Führungskräfte angeboten sowie in die relevanten Studiengänge der beteiligten Hochschulen integriert. Denn durch die Anwendung von KI-basierten Systemen ändern sich nicht nur Arbeitsabläufe oder Inhalte, sondern auch Lerninhalte und -formen wandeln sich. vielfältige Konsequenzen haben können. Dies betrifft Prozesse wie die Unfallmeldung, Fahrerkommunikation, Fahrgastinformation und den Ersatzbetrieb, oft gestützt auf langjährige Erfahrung. Das Projektteam analysiert bisherige Maßnahmen in der Disposition mithilfe von KI-Verfahren und entwickelt einen Vorschlagsassistenten, der Disponentinnen und Disponenten bei schwierigen Entscheidungen unterstützt. Die KI wird trainiert, um relevante Faktoren zu berücksichtigen und maßgeschneiderte Vorschläge für dispositive Maßnahmen in Echtzeit zu bieten. Der Vorschlagsassistent ist mit dem ITCS (das Intermodal Transport Control System ist ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem) verbunden und automatisiert die Maßnahmen, wenn Disponenten die KI-Vorschläge akzeptieren. Dies ermöglicht eine Entlastung der Disponenten und gleichzeitig die Kontrolle über den Betriebsablauf. Besonders nützlich ist das System bei der Einarbeitung neuer Mitarbeitender in der Leitstelle. KARL bietet ganzheitliche Unterstützung für den erfolgreichen Einsatz von KI. Steffen Kinkel, Hochschule Karlsruhe KI ist im Arbeitsalltag vielfach schon Realität. | Foto: Kompetenzentrum KARL Reale Erfahrungen in der realen Arbeitswelt Wie dies konkret aussehen kann, wird beispielsweise bei INIT sichtbar. Das Unternehmen ist führender Anbieter für Telematik-Lösungen im öffentlichen Nahverkehr. Gemeinsam mit der Hochschule Karlsruhe, dem FZI — Forschungszentrum Informatik und der auf KI-Anwendungen spezialisierten LAVRIO.solutions GmbH erprobt INIT die Verwendung von KI zur Unterstützung von Leitstellenmitarbeitenden in stressigen Situationen. Disponenten müssen rasch wichtige Entscheidungen treffen, etwa bei Störungen, die Übertragbare Antworten für einen verantwortungsvollen KI-Einsatz KARL untersucht mit Forschungseinrichtungen und Unternehmen in unterschiedlichen Anwendungsfällen, wie bei INIT, Kriterien für den erfolgreichen Einsatz von KI-basierten Lösungen. Daraus entsteht ein ganzheitliches Unterstützungsangebot für Unternehmen. So können Betriebe mithilfe von KARL beispielsweise Einsatzpotenziale von KI erörtern. Ebenso werden Firmen bei der Identifikation und dem Aufbau von Kompetenzen unterstützt, die sie für den erfolg- 42
KI entlastet Mitarbeitende einer Leitstelle für den Nahverkehr | Foto: Kerstin Groh/INIT reichen Einsatz von KI benötigen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf ethischen und rechtlichen Fragestellungen. Hier stehen unter anderem Vorgehensmodelle für Unternehmen zum richtigen Einbezug von relevanten Stakeholdergruppen wie Betriebsräten bereit. »KARL soll durch eine ganzheitliche Untersuchung von KI-Anwendungen und den Aufbau von Musterlösungen in der Praxis dazu beitragen, diese Auswirkungen zu verstehen und in Wettbewerbsvorteile für die Unternehmen der Region und darüber hinaus zu verwandeln«, betonte Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, zum Start des Projektes im Jahr 2021. Der Erfolg von KARL gründet auf anschaulichen Anwendungsbeispielen in den Bereichen Mobilität, wissensintensive Dienstleistungen, Produktion sowie Bildung. Diese dienen als Inspirationsquelle und werden wissenschaftlich begleitet. Daraus werden allgemeingültige Konzepte für den menschenzentrierten KI-Einsatz abgeleitet. Transferund Sozialpartner bringen die Konzepte in die Anwendung. KARL versteht sich dabei nicht nur als Wissensträger, sondern auch als Dialog- und Vernetzungsplattform. »Mit der Plattform wird unser KI-Standort Karlsruhe rund um den Digital Hub Angewandte KI erweitert und eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet, die interessierten Akteuren einen niedrigschwelligen Zugang zu den entwickelten Vorzeigelösungen an der Schnittstelle KI, Arbeit und Lernen bietet«, erläutert David Hermanns, Geschäftsführer des CyberForum, das für die Öffentlichkeitsarbeit in KARL zuständig ist. So sollen ganzheitliche Unterstützungsangebote für Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Gesellschaft entstehen. Mit einer Summe von knapp acht Millionen Euro werden im Rahmen von KARL neun Forschungs- und Transferpartner sowie elf regionale Unternehmen bis zum Jahr 2025 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ein ganzheitlicher Ansatz für eine vollumfassende Unterstützung Autoren +49 721 925 2915 Prof. Dr. Steffen Kinkel Leiter Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN), Studiendekan Internationales IT-Business, Hochschule Karlsruhe, Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik Steffen Kinkel bietet mit dem Projekt KARL ein ganzheitliches Unterstützungsangebot für die Einführung von KI in Unternehmen. Pilotprojekte führen die Vorteile vor Augen. +49 721 925-2929 Dennis Richter M. Sc. Teamleiter IPW Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) Hochschule Karlsruhe Dennis Richter ist überzeugt, dass KI Arbeitsinhalte und Arbeitsprozesse sowie die Art des Lernens verändern wird; dieser Wandel muss menschenzentriert stattfinden. +49 721 602897-613 Jakob Ilg Ehemals Innovation & Digital Ecosystems CyberForum e. V. Jakob Ilg glaubt, dass die Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zur Schnittstelle KI, Arbeit und Lernen brauchen, um die neue Technologie zu akzeptieren 43
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