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WERKWANDEL 03_2024

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Das Arbeitsweltmagazin Sonderausgabe Gesundheit

WERKWANDEL 03/2024 Arbeitswelt vor Ort Quelle: BAuA Beispielhafte Fallstudien des Projektes Ein deutsches Krankenhaus nutzt KI zur Videoanalyse in Echtzeit, um Onkologen bei der Krebsvorsorge zu unterstützen. Dies soll langfristig die Arbeitsbelastung senken und die Untersuchungsqualität erhöhen. Ein norwegischer Gaskonzern verwendet Roboter, um Instandhaltungsmaßnahmen der Infrastruktur durchzuführen. Vorher mussten Experten die Gasspeicher in Schutzanzügen betreten. Die Fallstudien und Anwendungsbeispiele enthalten einen detaillierten Überblick über den Entscheidungsprozess zur Automatisierung, den Technologieeinführungsprozess, Chancen und Risiken für den Arbeitsschutz sowie Faktoren, die die Technologienutzung gefördert und behindert haben. Europäische und amerikanische Unternehmen aus dem Baugewerbe, aus Journalismus, Gesundheitswesen, Automobilindustrie, Energiebranche, Agrarindustrie und weiteren Branchen nahmen an der Studie teil. Ein Mangel an Vertrauen in die Technologie stellt ebenfalls ein Risiko dar: Vertraut man ihr zu wenig, wird sie nicht genutzt, und man verpasst ihre positiven Effekte; vertraut man ihr zu sehr, überlastet oder zweckentfremdet man sie vielleicht. Auch die Angst vor einer Verletzung durch den Roboter ist ein Risiko, das aus der zunehmenden Autonomie von robotischen Systemen entspringt. Während beim Arbeiten mit jeder Maschine ein Restrisiko besteht, sind robotische Systeme nach den Projektergebnissen vergleichsweise sicher, solange sie fachgemäß eingerichtet und genutzt werden. Sie können sogar die physische Sicherheit von Arbeitsplätzen erhöhen, wenn sie Aufgaben erledigen, die ein Verletzungsrisiko aufweisen. Dennoch haben einige Nutzende Angst vor Verletzungen, Kollisionen und Fehlfunktionen. Die Auswertung der Fallstudien zeigt: Gezieltes Training und »First-Hand-Experience« können solchen Ängsten entgegenwirken. Problematik bei KI-basierten Systemen: Wenn Nutzende nicht wissen, welche Daten das System sammelt, wie diese verwendet werden und wer Zugriff auf sie hat, fühlen sie sich überwacht. Mögliche negative Folge: Sie zensieren sich selbst und lehnen die neue Technologie gegebenenfalls ab. Hier ist eine klare und transparente Kommunikation wichtig, um solchen Effekten entgegenzuwirken. Im organisationalen Bereich eröffnen sich ebenfalls Chancen und Risiken durch die neuen Technologien. Ein besonders wichtiges Thema ist hier die Transformation des Arbeitsplatzes. Robotische Systeme können Personen mehr Freiheit in ihrer Arbeitszeitgestaltung ermöglichen und in einigen Fällen die Notwendigkeit von Nachtschichten oder strenger Taktbindung verringern. KI-Systeme können besonders bei sich wiederholenden Aufgaben die mentale Beanspruchung optimieren, indem sie beispielsweise bei der Bildanalyse unterstützen oder Vorauswahlen aus Datensets treffen — die Person muss dann nicht mehr alle Daten sichten. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Qualität und Zuverlässigkeit von KI-basierten Systemen stark von den Trainingsdaten abhängig sind. Arbeitnehmende brauchen zudem meistens spezielles Training und Zusatzqualifikationen, um die Technologien effizient nutzen zu können. Eine Chance bietet hier das »Upskilling« der Arbeitnehmenden. Durch diesen Prozess erhalten sie eine höhere Qualifikation. Gleichzeitig kann es aber auch zum Verlust bestimmten Wissens und von Fertigkeiten kommen. Arbeitsschritte, die der Mensch vor der Technologieeinführung durchgeführt hat, können durch die Automatisierung in Vergessenheit geraten. Dies kann auch passieren, wenn entsprechende Schulungen nicht mehr aktiv aufrechterhalten werden. Zusätzlich muss beachtet werden, dass kontinuierliches Training oder Umschulungen als anstrengend wahrgenommen werden können. Viele Chancen der Technologien (zum Beispiel geringere Arbeitslast, Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen) zeigen vielfach ihre positiven Auswirkungen erst in der langfristigen Perspektive. Weil viele dieser technologischen Systeme neu sind, fehlen hier noch einschlägige Studien. Die neuen Technologien brauchen eine hohe Akzeptanz, um erfolgreich implementiert werden zu können. Wichtig dafür: Mitarbeitende müssen frühzeitig einbezogen werden; ihre 24

WERKWANDEL 03/2024 Arbeitswelt vor Ort Foto: This is Engineering/Pexels Bedenken müssen durch eine klare und offene Kommunikation über anstehende Veränderungen adressiert werden. Die Fallbeispiele zeigen, dass dies einen deutlichen positiven Effekt auf die Technologieakzeptanz hat und die Angst vor Arbeitsplatzverlust verringert. Veränderung in der Arbeitswelt Ein klassischer Ansatz der Automatisierung von Tätigkeiten ist, dass sie primär sogenannte 3D-Aufgaben (eng: Dull, Dangerous, Dirty) betrifft. Vor dem Hintergrund des aktuellen Fortschritts der Technik sollte dieses Verständnis jedoch erweitert werden. Ob bestimmte Tätigkeiten durch fortschrittliche Robotik oder KI-basierte Systeme voll- oder teil-automatisiert werden können, hängt von einer Arbeitnehmende brauchen teilweise spezielles Training oder Zusatzqualifikationen, um neue Technologien effizient nutzen zu können. Dieses Upskilling bietet hier wertvolle Entwicklungsperspektiven. Sascha Wischniewski 25

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