WERKWANDEL 03/2024 Wissenschaft direkt von REFA und den Menschen dahinter ist auf der Homepage 100-jahre-refa.de dokumentiert. Aktuell ist die Wirtschaft, bedingt durch marktund wettbewerbsinduzierte Entwicklungen sowie durch verschiedene Megatrends, turbulenter und volatiler denn je. Kaum ein Unternehmen kann sich dem entziehen und muss betriebsspezifische Maßnahmen ergreifen, um langfristig produktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch die zunehmende Digitalisierung wird sich zudem der Bedarf an exakten und aktuellen Arbeitsdaten zukünftig deutlich erhöhen, — bedingt sowohl durch den höheren Datenbedarf der neuen Technologien als auch durch die neuen Möglichkeiten für die Produkt- und Prozessgestaltung. Aufgrund der immer komplexeren und turbulenteren Arbeitssysteme ist dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) geprüft werden.Die REFA-Methodenlehre zielt auf die systematische und zielgerichtete Gestaltung von Arbeit und Prozessen ab. Hierzu müssen die zugrundeliegenden Wirkzusammenhänge im betrachteten Unternehmen bekannt sein. Zur Analyse wird dabei das MTO-Konzept herangezogen, das davon ausgeht, dass Mensch, Technik und Organisation stets in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit und ihrem Zusammenwirken zu reflektieren sind (zur Vertiefung zum Beispiel Ulich 1997). Die Methoden und Werkzeuge der REFA-Methodenlehre befähigen Unternehmen dazu, sich ganzheitlich und nachhaltig aufzustellen. Hierbei werden die verschiedenen betrieblichen Gestaltungsebenen adressiert (vgl. Abbildung »Das REFA-Haus«; zur Vertiefung REFA-Institut 2016). Technologische Umwelt Politisch-rechtliche Umwelt Erfolgreiche Unternehmen Arbeitsdatenmanagement Gestaltung von Unternehmensnetzwerken Gestaltung Ganzheitlicher Unternehmenssysteme Prozessgestaltung Arbeitsplatz- & Arbeitssystemgestaltung Humanorientiertes Produktivitätsmanagement Modernes Industrial Engineering Mission und Ziele des Unternehmens Zeit Kosten Qualität Variabilität Sozio-kulturelle Umwelt Natürliche Umwelt Wirtschaftliche Umwelt Arbeitsdatenmanagement REFA bietet Lösungen und ist daher damals wie heute am Puls der Zeit — »Aus der Praxis für die Praxis.« Patricia Stock Das REFA-Haus: Methoden und Werkzeuge für die ganzheitliche und nachhaltige Gestaltung von Unternehmen | Quelle: REFA-Institut, 2016 ein systematisches Vorgehen bei der Gestaltung erforderlich. Unternehmen sehen sich damit konfrontiert, ihren betriebsspezifischen Methoden- und Werkzeugkasten für das Arbeitsdatenmanagement und die Arbeitsgestaltung zu prüfen und zu erweitern. Häufig ist ein Methodenmix erforderlich, um den komplexen, turbulenten und volatilen Rahmenbedingungen im Unternehmen gerecht zu werden. Hier ist das Industrial Engineering gefragt, das Methoden und Erkenntnisse zur ganzheitlichen Analyse, Bewertung und Gestaltung komplexer Systeme, Strukturen und Prozesse liefert. Wesentliche Methoden des Industrial Engineering beruhen auf der REFA-Methodenlehre, die somit auch in der digitalisierten Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine Besonderheit der REFA-Methodenlehre ist ihre tarifpolitische Neutralität, da die REFA-Methoden vor Veröffentlichung stets von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e. V. (BDA) und Anlässlich seines 100. Geburtstags hat REFA ein Entwicklungsprojekt ins Leben gerufen, um die REFA-Methodenlehre und REFA-Ausbildungen noch enger an die Anforderungen der Unternehmen anzupassen. Die REFA-Grundausbildung liefert dabei das Basis-Know-how im Industrial Engineering. Die operative Prozess- und Wertstromgestaltung wird in der Ausbildung zum REFA-Techniker Industrial Engineering vermittelt, während die Ausbildungen zum REFA-Industrial- Engineer sowie zum REFA-Ingenieur dies auf strategischer Ebene übernehmen. Im ersten Schritt wurde die REFA-Grundausbildung aktualisiert, die seit Jahrzehnten als solides Fundament für einen erfolgreichen beruflichen Werdegang gilt. In unserer heutigen Arbeitswelt spielt die REFA-Grundausbildung nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung des betrieblichen Wandels. Die überarbeitete REFA- Grundausbildung setzt neue Schwerpunkte: 36
WERKWANDEL 02/2024 Wissenschaft direkt Das erste REFA-Buch (1928) YouTube-Film über die REFA-Grundausbildung | Foto: Screenshot Sowohl die »Industrie 4.0« mit der umfassenden Digitalisierung und der Mensch-Technik-Interaktion als auch das Lean Management werden aufgegriffen und unter der Perspektive des humanorientierten Produktivitätsmanagements betrachtet. Alle Vorgehensweisen beruhen dabei auf der systematischen Erhebung und Auswertung von Arbeits- und Prozessdaten, zunehmend auch in digitalisierten und vernetzten Systemen. Dafür geeignete, etablierte und von den Sozialpartnern anerkannte Methoden werden in der REFA-Grundausbildung nicht nur vorgestellt, sondern auch praktisch angewendet. Im nächsten Schritt werden die weiterführenden Ausbildungen vom REFA-Institut sukzessive überarbeitet. Das REFA-Institut versteht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis und unterstützt REFA durch die Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen der REFA-Methodik sowie durch Veröffentlichungen zu Modellen und Konzepten der Arbeits- und Betriebsorganisation. Seit der Gründung ist REFA ein zuverlässiger Partner für die Industrie, das Handwerk, für Dienstleistungsunternehmen und die öffentliche Verwaltung. Die Orientierung ist dabei eindeutig: Im Fokus stehen immer die aktuellen Anforderungen an die Betriebe und die darin beschäftigten Menschen. REFA beschreitet drei Wege, um die Unternehmen zu unterstützen: ›› berufliche Qualifikation von Beschäftigten: REFA-Ausbildungen und -Seminare sind in Wirtschaft und Verwaltung hoch anerkannt. ›› Beratung von Organisationen: Die Leistungen von REFA Consulting reichen von der Topmanagement-Beratung bis zur Optimierung einzelner Arbeitsschritte im operativen Geschäft. ›› Plattform für den Austausch: Die REFA-Fach- und Branchenorganisationen sowie REFA-Veranstaltungen bieten die Möglichkeit zum Austausch von Vertretern der Wirtschaft, der Verbände, der Sozialpartner, der Hochschulen sowie sonstigen Experten. So wurde zum Beispiel die diesjährige Herbstkonferenz der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft, die vom REFA-Institut in Dortmund ausgerichtet wurde, intensiv für Diskussion und Vernetzung genutzt. REFA bietet Lösungen und ist daher damals wie heute am Puls der Zeit — »Aus der Praxis für die Praxis.« Autorin +49 231 97 96-213 Prof. Dr.-Ing. Patricia Stock Vorstand REFA Fachverband e. V. Leitung REFA-Institut Patricia Stock ist überzeugt, dass REFA auch in Zeiten der umfassenden Digitalisierung und der Mensch-Technik-Interaktion überzeugende Lösungen bietet. Literatur REFA Fachverband e.V. (2024) DIE REFA-Grundausbildung. Darmstadt. REFA-Institut (2016) Arbeitsorganisation erfolgreicher Unternehmen — Wandel in der Arbeitswelt. Carl Hanser Verlag München Ulich E (1997) Mensch, Technik, Organisation: ein europäisches Produktionskonzept. In: Strohm O & Ulich E (Ed) Unternehmen arbeitspsychologisch bewerten. vdf Hochschulverlag, 5-17, Zürich 37
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