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WERKWANDEL 03_2024

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Das Arbeitsweltmagazin Sonderausgabe Gesundheit

WERKWANDEL 03/2024 Zukunftsgespräch Eine Medizinerin auf dem Weg zum Smart Hospital Dr. Anke Diehl, CTO der Universitätsmedizin Essen, über das »Wie?« der digitalen Transformation Seit 2021 ist Dr. Anke Diehl Leiterin der Stabsstelle Digitale Transformation (Chief Transformation Officer, CTO) in der Universitätsmedizin Essen. Carsten Seim sprach mit ihr über den Weg des Klinikums zum Smart Hospital mit datenbasierter Medizin und Künstlicher Intelligenz. Frau Dr. Diehl, Ihre Aufgabe ist es, das Universitätsklinikum auf dem Weg zum Smart Hospital voranzubringen. Was tun Sie in Ihrer Stabsstelle dafür? Diehl: Meine wichtigste Aufgabe ist die Kommunikation mit und zwischen den verschiedenen Bereichen des Klinikums. Eine Universitätsklinik muss man sich vorstellen wie eine Flotte aus den verschiedenen Instituten und Einrichtungen. Vorne fährt ein strategisch wichtiges Boot — der Vorstand — in eine bestimmte Richtung. Meine Aufgabe ist es, den besten Kurs zu finden. Um im Bild zu bleiben: Ich spreche fortgesetzt mit Kapitänen, Leuten aus dem Maschinenraum, aus dem Service und den Passagieren. Hierbei schlage ich auch die Brücke zwischen IT und Medizin. Ich habe ein Auge darauf, dass sich alle in einwandfrei funktionierenden Systemen bewegen. Gleichzeitig schaue ich aber auch auf das Umfeld, in dem wir uns als Flotte bewegen. Wie ist die Gesetzeslage? Welche technischen Neuerungen gibt es, die wir integrieren und einsetzen können, um noch besser voranzukommen? Wo stehen wir im nationalen und internationalen Vergleich? Sie haben eben von Kapitänen und Passagieren gesprochen — also beispielsweise Ärzte und Patienten. Wie nehmen Sie die auf Ihren Kurs in Richtung KIbasierte Medizin mit? Wir haben Lenkungsgruppen installiert — diese sind besetzt mit Medizinern, Pflege-, IT-Experten bis hin zu Patientinnen und Patienten. Diese Gruppen kommen immer wieder zusammen und beleuchten die Themen IT und KI Was ist ein Smart Hospital? »Ein Smart Hospital ist ein digitalisiertes und prozessoptimiertes Krankenhausäquivalent. Es gleicht einer Steuerungseinheit, die intelligent und vor allem sektorenübergreifend arbeitet und sich auf die umfassende Krankengeschichte der Patient*innen fokussiert. Es gibt hier keine Grenzen in Form von Klinikmauern, sondern es werden verschiedenste medizinisch relevante Daten der Patient*innen einbezogen und für Diagnosen und Therapieplanungen berücksichtigt. Der Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) verbessert die Krankenhausmedizin. Einige Prozesse werden zum Beispiel über telemedizinische Lösungen nach außen verlagert. Das Ziel ist eine personalisierte, präzise und empathische Zukunftsmedizin.« Dr. Anke Diehl, CTO Universitätsmedizin Essen Showroom des Smart Hospitals | Foto: Universitätsmedizin Essen 48

WERKWANDEL 03/2024 Zukunftsgespräch Showroom des Smart Hospitals | Foto: Universitätsmedizin Essen im Krankenhausumfeld immer wieder von allen Seiten. Digitale Transformation ist ja nicht nur ein Technik-Thema, sondern muss auch als kulturelle Transformation verstanden werden. Was meinen Sie mit kultureller Transformation? In der Medizin hatten wir uns in der Vergangenheit hierarchisch extrem von den ärztlichen Berufen abhängig gemacht. Medizinerinnen und Mediziner standen im Krankenhaus immer an der Spitze und haben Ihre Sicht der Dinge »nach unten« weitergegeben. Dieses System funktioniert in der digitalen Welt nicht mehr: Ich kann als Ärztin selbst nicht programmieren; gleichzeitig leite ich aber das in Nordrhein-Westfalen größte KI-Flaggschiff in der Medizin. Um mich herum brauche ich Berufe aus dem nicht-medizinischen Sektor — IT-Spezialisten und EDV-Techniker beispielsweise. Das setzt Teamfähigkeit voraus. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hier extrem wichtig. Denn Innovation speist sich aus vernetztem Denken im Team. Einsame Entscheidungen bringen heute niemanden mehr weiter. Digitale Transformation ist angewiesen auf breit verteiltes Domänen-Wissen. Ärzte, Techniker, IT-Fachleute, Pflegende — alle müssen zusammenkommen, um Neuerungen zu entwickeln, von denen alle profitieren. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist extrem wichtig. Denn Innovation speist sich aus vernetztem Denken im Team. Einsame Entscheidungen bringen heute niemanden mehr weiter. Anke Diehl Gibt es da auch Sprachbarrieren? In der Medizin kommen viele Begriffe aus dem Altgriechischen — und auch IT-NERDS haben ihre eigene Sprachwelt … Das ist richtig. Auch ITler leben in einer eigenen Sprach- und Vorstellungswelt. Auch sie müssen lernen, sich in die Sprachwelt, aber auch die Notwendigkeiten und Bedürfnisse auf medizinischer Seite hineindenken und überlegen, was sie dazu beitragen können. In unseren Lenkungsgruppen in Essen haben wir das aus meiner Sicht gut gelöst und versuchen das auch national zu etablieren. 49

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