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WERKWANDEL 03_2024

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Das Arbeitsweltmagazin Sonderausgabe Gesundheit

WERKWANDEL 03/2024 Der O-Ton Fehlzeiten können über Krankheit hinaus auch andere, innerbetriebliche, Ursachen haben. | Foto: cottonbro/Pexels Fehlzeitenmanagement — Herausforderungen und Chancen für Unternehmen und Beschäftigte Ursachen-Analyse und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gefordert Die steigenden Fehlzeiten in Unternehmen stellen eine ernsthafte Herausforderung für die deutsche Wirtschaft dar. Fehlzeiten sind ein komplexes Phänomen, das weit über Erkrankungen hinausgeht und sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vor erhebliche Aufgaben stellt. Fehlzeiten können nicht einseitig betrachtet werden. Beschäftigte fehlen aus unterschiedlichen Gründen. Diese können einerseits krankheitsbedingt, aber auch motivationsbedingt oder betriebsbedingt sein. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten beruhen meistens auf Erkrankungen des Beschäftigten. Zu den, in der Regel geplanten, betriebsbedingten Fehlzeiten gehören zum Beispiel die Abwesenheiten aufgrund von Weiterbildungen oder Schulungen. Machen Mitarbeiter »blau«, gehört dies zu den motivationsbedingten Fehlzeiten. Grob unterscheiden können wir Einflüsse auf Fehlzeiten aus dem privaten Bereich, der Arbeit 70

oder auch aus gesellschaftlichen Umständen. Um nur eine beispielhafte Auswahl zu nennen, gehören dazu im privaten Umfeld unter anderem Familienstand, Kinder, Lebensalter oder Qualifikation. Führungssystem, Organisation, Arbeitsplatzsicherheit gehören zum beruflichen Umfeld und Jahreszeit, Arbeitsmarktlage oder Konjunktur zu den gesellschaftlichen Einflussgrößen. Diese Unterscheidung ist wichtig für ein wirksames Fehlzeitenmanagement. Es ist sinnvoll, dass Unternehmen die Abwesenheiten der Beschäftigten systematisch analysieren, um die Ursachen zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Betrachtet werden sollte, wer in welchen Abteilungen abwesend ist und aus welchem Grund. Wie ist der Betrieb organisiert? Herrscht Schichtbetrieb vor? Wie groß sind die Führungsspannen? Sinnvoll kann auch eine Altersstrukturanalyse sein. Zusätzlich sollten Unternehmen sich anschauen, ob die Arbeitsbedingungen so gestaltet sind, dass Menschen ergonomisch günstig arbeiten können. Ebenso sind eine transparente Kommunikation und eine kulturelle Sensibilität in der Führung notwendig, die es ermöglicht, auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen. Flexibilität in der Arbeitsorganisation ist ein weiteres Stichwort: Die Fähigkeit, Arbeitsprozesse flexibler zu gestalten, kann Unternehmen nicht nur helfen, Produktionsausfälle zu kompensieren, sondern auch die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu fördern. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Gesundheit ist nicht nur ein Gewinn für den einzelnen Beschäftigten, sondern auch für die gesamte Organisation. Doch nicht nur die Unternehmen stehen in der Verantwortung. Auch die Beschäftigten müssen proaktiv ihre Gesundheit fördern. Ein zentraler Punkt ist die Selbstfürsorge — regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ein bewusster Umgang mit stressigen Situationen sind hierbei unerlässlich. Zudem sollten Mitarbeiter ermutigt werden, frühzeitig über gesundheitliche Probleme zu sprechen, um rechtzeitig Lösungen zu finden. Die telefonische Krankschreibung hat den Zugang zu Krankschreibungen erleichtert, jedoch bedeutet dies nicht, dass jeder Beschäftigte bei jedem kleinen Anzeichen von Unwohlsein, wie ein leichtes Kratzen im Hals, zu Hause bleiben muss. Es ist wichtig, klarzustellen, dass die Entscheidung über die Arbeitsfähigkeit individuell getroffen werden sollte. An dieser Stelle kann ein betrieblicher Rahmen, der Flexibilität und Vertrauen fördert, einen wesentlichen Beitrag leisten. Ein Ansatz, der sowohl präventive Maßnahmen als auch individuelle Lösungsansätze umfasst, kann dabei unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und das Wohlbefinden der Beschäftigten zu fördern. In dieser komplexen, dynamischen Zeit ist es entscheidend, dass alle Akteure, Beschäftigte wie Unternehmen, an einem Strang ziehen, um eine gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen, die sowohl der individuellen als auch der gesamtgesellschaftlichen Gesundheit zugutekommt. Autor Ein verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Gesundheit ist nicht nur ein Gewinn für den einzelnen Beschäftigten, sondern auch für die gesamte Organisation. Stephan Sandrock +49 211 542263-33 Foto: © Andrea Piacquadio/Pexels Dr. rer. pol. Stephan Sandrock Leitung Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld kann nach Überzeugung von Stephan Sandrock Fehlzeiten reduzieren. 71

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