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WERKWANDEL Ausgabe 1/2023 Schwerpunkt Fachkräftesicherung

WERKWANDEL 01/2023 Arbeitswelt vor Ort Ergonomische Schichtsysteme im Unternehmen erfolgreich entwickeln und einführen Experten-Interview mit Dirk Steding, People & Culture Manager Germany der O-I Germany GmbH & Co. KG Produktion bei der O-I Germany GmbH & Co. KG Foto: O-I Germany GmbH & Co. KG 20

WERKWANDEL 01/2023 Arbeitswelt vor Ort Schichtarbeit lässt sich nicht immer vermeiden. Zum Beispiel in vielen Industrieunternehmen und im Pflegesektor muss je nach Aufgabenstellung rund um die Uhr gearbeitet werden. Um mögliche gesundheitliche Risiken zu vermeiden, hält das Arbeitszeitgesetz fest, dass »die Arbeitszeit der Nacht- und Schichtarbeitnehmer (...) nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen ist« (ArbZG § 6 Abs. 1). Ein Weg dorthin führt über ergonomische Schichtpläne. Zum Jahresanfang startet die O-I Germany GmbH & Co. KG nach längerer Vorbereitungszeit Pilotanwendungen für die ergonomisch gestaltete Schichtarbeit. Arbeitswissenschaftler des ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft haben das Unternehmen dabei unterstützt und begleitet. Ergonomische Schichtpläne sind ein kompliziertes Puzzle — sie müssen zu den betrieblichen Belangen und den Bedürfnissen der Beschäftigten passen. Die erfolgreiche Entwicklung und betriebliche Einführung eines neuen (ergonomischen) Schichtmodells hängen von vielen Faktoren ab. Dabei spielen beispielsweise die betrieblichen Belange und Rahmenbedingungen, der gesellschaftliche Wertewandel und der in vielen Branchen und Regionen messbare Arbeitskräftemangel wichtige Rollen. Erfahrungen zeigen, dass die bereits genannten arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen nicht immer problemlos umgesetzt werden (können): Die Auseinandersetzung mit und die betriebliche Integration von arbeitswissenschaftlichen Kriterien ist in der Praxis weit weniger einfach als vielfach angenommen. Unternehmen BEGRIFFSERKLÄRUNG Ergonomie/Arbeitswissenschaft: Wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichen und anderen Elementen eines Systems befasst, und der Berufszweig, der Theorie, Prinzipien, Daten und Methoden auf die Gestaltung von Arbeitssystemen anwendet mit dem Ziel, das Wohlbefinden des Menschen und die Leistung des Gesamtsystems zu optimieren. Quelle: ifaa-Lexikon WIE IST SCHICHTARBEIT ERGONOMISCH ZU GESTALTEN? Nach arbeitswissenschaftlichen Kriterien erarbeitete ergonomische Schichtpläne können die Belastungen der Beschäftigten so gering wie möglich halten. Denn nur eine ergonomisch gestaltete Schichtarbeit minimiert die gesundheitlichen Risiken bei den Beschäftigten und ermöglicht einen bedarfsgerechten und reibungslosen betrieblichen Ablauf. Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse Ausgehend von den arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen lassen sich folgende Empfehlungen formulieren: ›› Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten sollte möglichst gering sein. ›› Nach einer Nachtschichtphase sollte eine möglichst lange Ruhephase (arbeitsfreie Zeit) folgen. ›› Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Spätschichten sollte möglichst gering sein. ›› Einzelne Arbeitstage sowie einzelne freie Tage sollten vermieden werden. ›› Geblockte Freizeit am Wochenende ist besser als einzelne freie Tage am Wochenende. ›› Schichtpläne mit schnellem Vorwärtswechsel der Schichtarten bevorzugen. ›› Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen. ›› Die Massierung von Arbeit über größere Zeiträume, von Arbeitstagen hintereinander oder von Arbeitszeiten an einem Tag sollte begrenzt werden. ›› Schichtpläne sollten vorhersehbar und überschaubar sein. ›› Der Schichtplan sollte bei Bedarf Flexibilität für Beschäftigte vorsehen. Quelle: ifaa müssen einen Konsens erarbeiten, der sowohl ihren wirtschaftlichen Anforderungen, den Wünschen und Bedarfen der Beschäftigten als auch den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Zur Frage, wie eine betriebliche Umsetzung strategisch geplant werden kann und welche Aspekte bei der Umsetzung besonders wichtig sind, interviewten die ifaa-Experten Ufuk Altun und Veit Hartmann den Manager People & Culture der O-I Germany GmbH & Co. KG, Dirk Steding. O-I ist der weltweit größte Hersteller von Glasverpackungen. Die O-I Germany GmbH & Co. KG fertigt an drei deutschen Standorten weitgehend im vollkontinuierlichen Schichtbetrieb Glasbehälter primär für die Lebensmittelindustrie. 21

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