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WERKWANDEL Ausgabe 1/2023 Schwerpunkt Fachkräftesicherung

WERKWANDEL 01/2023 Frag das ifaa Nichts ist so befreiend wie die eigene Stärke und Leistungsfähigkeit. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI — Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und bis Februar 2020 Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Foto: Yan Krukau, pexels Was ist Leistungsfähigkeit? Der zunehmende Fachkräftemangel wirft verstärkt die Frage auf, wie die Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten möglichst über die gesamte Erwerbsbiografie erhalten werden kann. Leistungsfähigkeit bedeutet, dass ein Mensch eine bestimmte Leistung über einen längeren Zeitraum erbringen kann. Dies bezieht sich sowohl auf körperliche (physische) als auch auf geistige (psychische beziehungsweise mentale) Leistung. Es handelt sich um ein bestimmtes Leistungsniveau, das idealerweise über das gesamte Arbeitsleben hinweg gehalten werden kann, ohne dabei gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Die Höhe dieser Leistungsgrenze ist dabei individuell unterschiedlich. Sargirli und Kausch (2007) definieren Leistungsfähigkeit im Zusammenhang mit Arbeit als die Gesamtheit aller Fähigkeiten und Fertigkeiten, anhand derer ein Mensch eine Arbeitsaufgabe erfolgreich bearbeiten kann. Auch Ilmarinen und Tempel betrachten bereits seit den 1980er-Jahren Leistungsfähigkeit nicht losgelöst, sondern in Zusammenhang mit Arbeitsanforderungen. Sie wählen dafür jedoch den Begriff »Arbeitsfähigkeit«. Siehe dazu auch den Beitrag »Silverworker — Goldwert fürs Unternehmen« auf Seite 46 dieser Ausgabe. Wie entwickelt sich die Leistungsfähigkeit im Lauf des Lebens? Im Allgemeinen entwickelt ein Mensch seine Fähigkeiten bis etwa zum 25. Lebensjahr sehr stark. Die körperliche Leistungsfähigkeit erreicht etwa zu diesem Zeitpunkt ihr Maximum. Dies bezieht sich insbesondere auf physische Aspekte — zum Beispiel Muskelkraft — und physiologische Aspekte — zum Beispiel Organfunktionen. Die mentale Leistungsfähigkeit — zum Beispiel Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung — kann bis deutlich über das 40. Lebensjahr hinaus gesteigert werden. Alter und Leistungsfähigkeit — eine große Spannbreite zwischen den Menschen Mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsstreuung Gleichaltriger zu (Buck 2002). Entscheidend ist demnach nicht das kalendarische Alter (Alter in Jahren), sondern das biologische Alter (Fitness). 58

WERKWANDEL 01/2023 Frag das ifaa Abnehmende Fähigkeiten können durch geänderte Vorgehensweisen und die Ausbildung beziehungsweise die Erweiterung anderer Fähigkeiten kompensiert werden (Lehr 2007). Unter diesem Gesichtspunkt können Leistungsgewandelte genauso leistungsfähig sein wie ihre Kollegen. Leistungsfähigkeit kann aber auch trainiert werden. Leistungsfähigkeit mentale Leistungsfähigkeit Wie können Betriebe zum Erhalt oder der Verbesserung der Leistungsfähigkeit beitragen? körperliche Leistungsfähigkeit Alter Um den Erhalt der eigenen Gesundheit müssen sich Beschäftigte in erster Linie im Sinne der Eigenverantwortung selbst bemühen. Der Betrieb kann jedoch durch einen umfassenden Arbeitsund Gesundheitsschutz, durch die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze oder ergänzt durch freiwillige Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung dazu beitragen. Auch die mentale Gesundheit kann durch Arbeitgeber erhalten und/ oder sogar gefördert werden. »Die Beschäftigten sind umso flexibler einsetzbar und länger leistungsfähig, je aktueller ihre Kompetenzen sind. Dafür eignen sich vor allem arbeitsplatznahe Formen der Qualifizierung, die sich durch Praxisnähe und schnelle Anwendbarkeit des erworbenen Wissens auszeichnen« (RKW 2014, S. 25). Vertiefende Informationen dazu bietet auch die Zeitschrift Leistung & Entgelt, Ausgabe 4/2021. Mental anspruchsvolle Tätigkeiten und gute Lernmöglichkeiten erhöhen die kognitive Leistungsfähigkeit. Ungünstig gestaltete Nacht- und Schichtarbeit sowie lange Arbeitszeiten können sich dagegen negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. Aber auch hier kann ein gesunder Lebensstil entgegenwirken (BAuA 2022). Wie Arbeitgeber gemeinsam mit einem oder einer Beschäftigten die individuelle Arbeitsfähigkeit bewerten können, zeigt das Faktenblatt zum WAI (Work Ability Index) vom ifaa (2022). Es gibt grundlegende Informationen zur demografischen Entwicklung und deren Konsequenzen auf die Leistungsfähigkeit. Entwicklung der Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter ohne spezifisches Training Literatur BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2022) Arbeit und kognitive Leistungsfähigkeit https:// www.baua.de/DE/Themen/Arbeit-und-Gesundheit/Psychische-Gesundheit/Mentale-Gesundheit-und-kognitive-Leistungsfaehigkeit/Arbeit-Leistungsfaehigkeit.html [zugegriffen am 12. Januar 2023] Buck H (2002) Alternsgerechte und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung — ausgewählte Handlungsempfehlungen. In: Morschhäuser M (Hrsg.) Gesund bis zur Rente. Konzepte gesundheits- und alternsgerechter Personalpolitik. Stuttgart: IRB, 73–85 ifaa (2015) Kompendium für den Betriebspraktiker zur Bewältigung des demografischen Wandels. ifaa-Edition. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg. Lehr U (2007) Psychologie des Alterns. 11., korrigierte Aufl., Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim RKW Kompetenzzentrum (2014) Wunscharbeitgeber werden — Download [zugegriffen am 12. Januar 2023] Schmidt C (2021) »Nichts ist so befreiend wie eigene Stärke und Leistungsfähigkeit«: Ein Gespräch über die Herausforderungen für die neue Bundesregierung mit Blick auf Produktivität, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Rente, Klima, Gesundheit und Finanzen. Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 22 (4), 303-314. https://doi.org/10.1515/pwp-2021- 0060 [zugegriffen am 12. Januar 2023] Sargirli A, Kausch B (2007) Stichwort Leistungsfähigkeit. In: Landau K (Hrsg.): Lexikon Arbeitsgestaltung — Best Practice im Arbeitsprozess. Wiesbaden: Universum, S. 787–790. Ottersböck N, Schüth NJ, Stahn C, Peschl A, Sandrock S (2021) Kompetenzen für die Arbeitswelt der Zukunft — Studienlage und Praxisbeispiele. Leistung & Entgelt (4):6-46 Autorinnen +49 211 542263-21 +49 211 542263-45 Dr. Anika Peschl Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Anika Peschl weiß, dass mental anspruchsvolle Tätigkeiten und gute Lernmöglichkeiten die kognitive Leistungsfähigkeit erhöhen können. Nora Johanna Schüth, M. Sc. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Nora Johanna Schüth ist überzeugt, dass ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten erhalten können. 59

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