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WERKWANDEL 2_22

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WERKWANDEL -Schwerpunktausgabe Nachhaltigkeit WERKWANDEL widmet Nachhaltigkeit eine Sonderausgabe und betrachtet die Aktivitäten rund um das Thema aus verschiedenen Perspektiven: Wie gehen kleine und mittlere Unternehmen mit den Anforderungen um? Wie wird ein Nachhaltigkeitszielbild entwickelt? Welche Zukunftstechnologien können nachhaltig zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen? Und wie unterstützen Wissenschaft und Verbände die Unternehmen?

WERKWANDEL 02/2022 Der O-Ton KREISLAUFWIRTSCHAFT: EIN WEG AUS DER KRISE AUCH FÜR KMU! Nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcenschutz werden immer dringlicher. Politisch gesetzte Ziele wie das Erreichen der Klimaneutralität bis 2050, aber auch Krisen wie die Pandemie oder der Krieg in Europa erhöhen diese Dringlichkeit. Wie können wir Ressourcen schonen und trotzdem Wohlstand und Wachstum fördern? Kreislaufwirtschaft ist eine Lösung für Unternehmen. Hier bietet sich enormes Potenzial, Wertschöpfung nachhaltig zu gestalten, Ressourcen und Kosten einzusparen. Sie ermöglicht eine gesteigerte Unabhängigkeit von Rohstoffimporten, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und liefert gleichzeitig auch einen Beitrag zur Klimaneutralität. Trotz dieser Vorteile wird Kreislaufwirtschaft insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) bislang kaum umgesetzt, denn die Herausforderungen sind vielfältig. Innerbetrieblich müssen die Voraussetzungen für Kreislaufwirtschaft geschaffen werden. Wissen über kreislauffähige Produkte und Materialien muss aufgebaut werden, ebenso wie Kompetenzen, um erkennen zu können, wie im Betrieb Kreislaufwirtschaft ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden kann. Neben betriebsinternen Faktoren erschweren unabdingliche Kooperationsbedarfe in der gesamten Lieferkette eine erfolgreiche Transformation von einer linearen hin zu einer kreislauffähigen Wirtschaftsweise. Die gesamte Lieferkette muss in den Prozess einbezogen werden, und damit müssen auch die unterschiedlichen Zielsetzungen aller Beteiligten Berücksichtigung finden. WAS IST KREISLAUFWIRTSCHAFT? Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert. In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren. Die Kreislaufwirtschaft steht im Gegensatz zum traditionellen, linearen Wirtschaftsmodell (»Wegwerfwirtschaft«). Quelle: Europäisches Parlament Wir bringen Ressourcenschutz und Wirtschaftlichkeit zusammen! Das ifaa wird sich zukünftig verstärkt dieser Thematik annehmen und Unternehmen gemeinsam mit Partner*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft bei einer nachhaltigen Transformation mittels Kreislaufwirtschaft unterstützen. Unser Ziel ist es, mit Betriebspraktikern ein praxistaugliches Set an Unterstützungstools zu entwickeln und zu erproben. Dieses soll Unternehmen befähigen, Potenziale für Kreislaufwirtschaft zu erkennen und diese intern sowie in betriebsübergreifenden Kooperationen erfolgreich umzusetzen. In diesem Rahmen unterstützen wir KMU auch bei der Beantragung von Fördergeldern. Autorin Wirken Sie mit und profitieren Sie von der Expertise aus unserem Konsortium! Schreiben oder rufen Sie uns einfach an: Nicole Ottersböck | N.Ottersboeck@ifaa-mail.de Tel.: 0211/54 22 63-25 +49 211/542263-25 Dipl.-Soz. Wiss. Nicole Ottersböck Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Nicole Ottersböck sieht die Vorteile von Nachhaltigkeit in vielen Bereichen von Unternehmen und Gesellschaft. 58

WERKWANDEL 02/2022 Arbeitswelt vor Ort Nachhaltigkeits-Historie Wie ein forstwirtschaftlicher Begriff die breite Öffentlichkeit eroberte Holz war im 17. Jahrhundert vielerorts knapp — beispielsweise im Erzgebirge, wo Bergbau und Verhüttung einen hohen Holzbedarf hatten. Wälder litten an übermäßiger Ausbeutung. Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann des Erzgebirges, dachte darüber nach, was getan werden muss, damit sich Forste auf natürliche Weise wieder regenerieren und so dauerhaft Holz liefern können. 1713 veröffentlichte er die»Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht«. Literatur Thomasius H. Bendix B (2013) Sylvicultura oeconomica – Transkription in das Deutsch der Gegenwart, Verlag Kessel, Remagen-Oberwinter Pufé I (2014) Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen, Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) [Zugegriffen am 13. Juni 2022] Spindler E A Geschichte der Nachhaltigkeit – Vom Werden und Wirken eines beliebten Begriffes [Zugegriffen am 13. Juni 2022] Sueddeutsche.de (Hrsg.) Wie Öko anfing [Zugegriffen am 13. Juni 2022] Foto: Oliver Henze/stock.adobe.com Von Carlowitz schrieb seinerzeit: »Wird derhalben die gröste Kunst / Wissenschafft / Fleiß / und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane (so beschaffene, d. Red.) Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist …« »Damit avancierte C. (von Carlowitz, d. Red.) zum bedeutendsten forstlichen Publizisten des frühen 18. Jahrhunderts. … Spätere Veröffentlichungen legen nahe, dass das heute überaus populäre Modell einer ›Nachhaltigen Entwicklung‹ aus der Idee der forstlichen Nachhaltigkeit hervorgegangen ist, die grundsätzlich auf Überlegungen von C. zurückweisen«, so das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. Die Umweltbewegung schrieb sich diesen Begriff auf die Fahne. Eine wichtige Initialzündung für das Entstehen dieser Bewegung hatte der »Öko-Klassiker« »Silent Spring« von Rachel Carson gegeben. Das 1962 erschienene Buch prangerte den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden an. Es sorgte dafür, »dass … das gesellschaftliche Umweltbewusstsein weltweit stieg« (Spindler E A). Mehr dazu auch hier. → »Our Common Future« — ein 1987 veröffentlichter Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen machte den Begriff der »nachhaltigen Entwicklung« weltweit zum Thema. Er wird auch »Brundtland-Bericht« genannt, weil die frühere norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland den Vorsitz dieser Kommission führte. Unter »3. Sustainable Development« findet sich hier der Satz: »Humanity has the ability to make development sustainable to ensure that it meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.« Autor +49 179 2043542 Carsten Seim Redakteur avaris | konzept Carsten Seim betreut langjährig die Redaktion der Fachzeitschrift des ifaa. 59

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