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WERKWANDEL 2_2024

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Das Arbeitsweltmagazin

WERKWANDEL 02/2024 Vordenker Baden-Württemberg für den April einen starken Anstieg der Arbeitslosenquote sowie einen deutlichen Rückgang der offenen Stellen gemeldet. Diese Entwicklung darf sich nicht verfestigen. Die Ampel in Berlin muss sich jetzt zusammenreißen und — um es mit Kanzler Scholz zu sagen — über Partei-Dogmen hinweg einen wirksamen »Wums« für unsere Wirtschaft auf den Weg bringen. Sie braucht Entlastung! Wir können damit nicht bis zur Bundestagswahl und auf eine möglicherweise neue Bundesregierung warten. Null Wachstum geht nicht. Das weiß auch die IG Metall, die über ihre Vertrauenskörper gut über die Lage in den Betrieben informiert ist. Wie entwickelt sich die Mitgliedschaft im Verband und damit im Flächentarifvertrag? Sie haben bei uns die Möglichkeit, als tarifgebundenes Unternehmen Mitglied bei SÜDWESTMETALL zu sein oder eine OT-Mitgliedschaft Unternehmensverband Südwest, USW. Beide Verbände sind jüngst gewachsen. Aber in der Vergangenheit ist die Zahl der OT-Mitgliedschaften deutlich gestiegen. OT-Mitgliedschaft bedeutet nicht, dass hier keine tariflichen Regelungen vorhanden sind. Ich selbst habe viele haustarifliche Regelungen verhandelt, die die spezielle Situation im Unternehmen berücksichtigen. Wir möchten auch in unserem Flächentarifvertrag mehr Flexibilität zulassen, weil wir mit »One size fits all« nicht mehr alle Anforderungen erfüllen können. Wir treffen durch die Konjunkturkrise, aber auch durch die vielen verschiedenen Sektoren, die wir als Verband abbilden, sehr unterschiedliche Leistungsfähigkeiten unserer Unternehmen an. Dafür müssen wir als Tarifpartner Antworten finden. Nebenbei bemerkt: Ein solches Vorgehen ist wesentlich zielführender als das von Bundeskanzler Scholz, Arbeitsminister Hubertus Heil und DGB-Chefin Yasmin Fahimi propagierte bundesweite Tariftreuegesetz. Es handelt sich dabei nur wieder um eine neue Sanktion. Diese wird aber nicht dafür sorgen, dass wir mehr Tariftreue im Land bekommen werden. Im zurückliegenden Bahn-Tarif-Konflikt scheint es nach meinem Eindruck auch auf der zwischenmenschlichen Ebene Probleme gegeben zu haben. Wie ist das mit Ihnen und Ihren Ansprechpartnern bei der IG Metall? Schließlich steht ja eine neue Tarifrunde im Südwesten bevor. Tatsächlich waren die Probleme in der zurückliegenden Tarifrunde bei der Bahn auch aus meiner Sicht nicht allein mit Sachforderungen zu erklären. Sicherlich kann es bei Tarifrunden gelegentlich hart und auch robust zugehen. Das ist nicht zu kritisieren. Ich bin seit einem Jahr Hauptgeschäftsführer bei SÜDWESTMETALL, habe aber vorher bereits bei Bosch und Mannes- Produktion bei Mercedes Benz in Sindelfingen Foto: Mercedes-Benz Group Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind im Land 25 600 M+E-Jobs verlorengegangen, was einem Rückgang von rund zwei Prozent entspricht. | Quelle Grafik: SÜDWESTMETALL 18

Die Ampel in Berlin muss sich jetzt zusammenreißen und über Partei-Dogmen hinweg einen »Wums« für unsere Wirtschaft auf den Weg bringen. Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer SÜDWESTMETALL Zentrale von SÜDWESTMETALL in Stuttgart | Foto: ifaa mann sowie auch bei HESSENMETALL tarifliche Regelungen verhandelt. Wichtig dabei ist, dass beide Seiten am Verhandlungstisch auf der persönlichen Ebene Zugang zueinander finden. Dazu gehören Respekt und Verständnis für die jeweilige Rolle. Und dazu gehört auch Vertrauen. Wenn wir ein gemeinsames Ziel sehen, müssen wir auch auf Handschlag Vereinbarungen treffen können. Das ist uns immer gelungen. Bei SÜDWESTMETALL in Stuttgart: Hauptgeschäftsführer Oliver Barta und WERKWANDEL-Autor Carsten Seim Foto: Volker Steinmaier/SÜDWESTMETALL Was erwarten Sie für die vor uns liegende Tarifrunde? Die Forderungsdiskussion beginnt im Juni. Unsere Unternehmen haben sich mit einer andauernden konjunkturellen Schieflage auseinanderzusetzen. Die Produktivität ist gegenüber dem Vorjahr allgemein um rund 9 Prozent gesunken. Unsere Juristen beraten aktuell deutlich mehr Kurzarbeitsanfragen als im Vorjahr. Andererseits ist die Gewerkschaftsführung mit Mitgliedern konfrontiert, die auf die im vergangenen Jahr sehr hohe Inflation verweisen. Sie werden einen entsprechenden Aufschlag fordern. Denn in anderen Branchen nehmen sie hohe Tarifabschlüsse wahr. Das weckt hohe Erwartungen, Ich erwarte deshalb eine hohe Forderung, die auf Unternehmen treffen wird, die gerade in Bedrängnis sind. Unsererseits ist darauf hinzuweisen, dass wir nicht die Pharma-Industrie sind. Die Umsatzrendite unserer M+E-Unternehmen lag in den vergangenen Jahren nur bei rund drei Prozent. Und viele vor allem kleinere Betriebe führen ihr Geschäft aktuell mit einer schwarzen Null oder sogar mit roten Zahlen. Deshalb brauchen wir — wie bereits angesprochen — mehr Flexibilität und eine automatische Differenzierung im Tarifvertrag. Autor OLIVER BARTA — ZUR PERSON Seit April 2023 ist der Jurist Hauptgeschäftsführer von SÜDWESTMETALL. Zuvor war er Vice President Human Resources bei der Bosch Thermotechnik GmbH, Director Human Resources und Vice President lndustrial Relations bei der Bosch Rexroth AG, und Director lndustrial Relations and Human Resources Development bei der Mannesmann Rexroth AG sowie Mitglied des Vorstandes und Verhandlungsführer bei HESSENMETALL und M+E Mitte. +49 179 2043542 Carsten Seim Redakteur avaris | konzept Carsten Seim betreut die Redaktion des Magazins Werkwandel im Auftrag des ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. 19

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