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WERKWANDEL 2_2024

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Das Arbeitsweltmagazin

WERKWANDEL 02/2024 Arbeitswelt vor Ort Fachkräftemangel: Der anhaltende Fachkräftemangel erhöht die Heterogenität der Skills (Fähigkeiten) von Bewerbern. Und mit zunehmendem Zuwachs von Bewerbern mit Migrationshintergrund muss bei der digitalen Wissensvermittlung auch die Sprachfähigkeit mitberücksichtigt werden. Im Onboarding muss daher viel individueller auf Skillgaps eingegangen werden. Lerninhalte müssen so vorbereitet werden, dass Bewerber mit einem B1-Zertifikat (wie es häufig beim aktuellen Fachkräfteeinwanderungsgesetz gefordert wird) ein gutes Verständnis über den Inhalt erlangen. über den Aufbau einer agilen, kundenfokussierten Struktur, die sich rasch an sich verändernde Bedingungen anpassen kann. Dies setzt voraus, dass Mitarbeiter und Teams zu mehr Selbstorganisation übergehen. Das Lernen besteht nicht mehr nur aus dem Aneignen spezifischer Fähigkeiten in einer festgelegten Reihenfolge, sondern erfordert zunehmend die Fähigkeit, sich selbstständig in neuen und unvorhersehbaren Situationen zu helfen. Dies stellt neue Anforderungen an Bildungssysteme und Lernplattformen, die flexible, personalisierte und adaptive Lernumgebungen bereitstellen müssen. Bewerber kommen aus vielen Ländern. Im Onboarding muss daher viel individueller auf Skillgaps eingegangen werden. Gabriele Riedmann de Trinidad, EdTech-Unternehmerin Bei Fachkräften aus dem Ausland müssen deren unterschiedliche Sprachkompetenzen berücksichtigt werden. KI kann dabei helfen. Foto: Kindel Media/Pexels Wissensexplosion: Laut IBM verdoppelt sich unser weltweites Wissen alle 11 bis 12 Stunden. Die Konsequenz daraus für den Mitarbeiter: Es gibt gefühlt »tausende« Möglichkeiten, Lösungen für eine anstehende Herausforderung zu finden. Die Vielfalt der möglichen Lösungen zwingt uns, unsere Herangehensweisen viel explorativer zu gestalten. Es ist in jedem Fall wesentlich, sicherzustellen, dass dieses neu erlangte Wissen effektiv geteilt wird, um kollektives Lernen und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Nach Angabe des amerikanischen Netzwerkausrüsters Cisco verbringen Mitarbeiter rund anderthalb bis zwei Stunden am Tag mit der Suche nach Informationen in den firmeneigenen Dokumenten und Kommunikationskanälen (zum Beispiel E-Mail, Teams-Kanal, eigenes Social Intranet, Sharepoints, Wikis …). Diese Situation ist für Mitarbeitende frustrierend und eine echte »Zeitverschwendung«. New Work: Um der zunehmenden Komplexität gerecht zu werden, müssen Unternehmen ihre Effizienz deutlich erhöhen. Der Weg dahin führt Überregulierung: Aus der Perspektive des Lernens ergibt sich durch die stetige Zunahme von Regulierungen eine fortlaufende Herausforderung: Unternehmen müssen immer wieder ermitteln, welche Teilbereiche ihre Arbeitsweisen anpassen müssen. Dieser Prozess erfordert nicht nur eine kontinuierliche Überwachung und Analyse der regulatorischen Landschaft, sondern auch die Entwicklung und Implementierung zielgerichteter Lern- und Entwicklungsprogramme. Diese Programme sollen sicherstellen, dass Mitarbeiter in den betroffenen Bereichen nicht nur über die Änderungen informiert sind, sondern auch verstehen, wie sie diese in ihrer täglichen Arbeit umsetzen können. Individualisierung: Der Trend zur Individualisierung spiegelt sich in vielen Bereichen unseres Lebens wider, von der personalisierten Medizin bis hin zu maßgeschneiderten Lernerfahrungen. Diese Entwicklung hin zu mehr Personalisierung basiert auf der Erkenntnis, dass Menschen einzigartige Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Vorlieben und Fähigkeiten sind. Fürs Lernen bedeutet das: Manche Mitarbeiter bevorzugen ein formelles E- Learning, andere wollen in Quizduellen ihr Wissen erweitern, und manche wollen vielleicht nur eine Zusammenfassung oder Handlungsempfehlung. 28

WERKWANDEL 02/2024 Arbeitswelt vor Ort Wie wird KI zum »Lösungsanbieter«? Wir blicken nun auf mögliche KI-basierte Lösungsansätze. Aufmerksamkeitsspanne: Lange Texte, Videos und Audios können mit KI in viele Microlearnings umgewandelt werden. Microlearnings sind bei der aktuell kurzen Aufmerksamkeitsspanne besonders wichtig, weil sie Lerninhalte in kurzen, prägnanten Einheiten anbieten, die auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten sind. Demografischer Wandel: KI kann beim Offboarding dabei helfen, das Organisationswissen einfacher einzufangen und für digitale Lernvorgänge aufzubereiten. Wesentlich einfacher als durch Schreiben erfolgt die Wissensvermittlung mündlich: Wissensgeber sprechen über Ihre Erfahrungen allein oder im Interview. Ein aufgezeichnetes Video oder Audio kann mithilfe von KI sekundenschnell transkribiert werden. In Projekten mit Unternehmen hat es sich als unterstützend erwiesen, mit Wissensgebern durch geeignete Fragestellungen zunächst persönliche Wissenslandkarten zu erstellen, um eigene Wissensanker wieder zu entdecken. Diese Wissensanker dienen dann dem Wissensgeber als Sprachvorlage, die ebenfalls unterstützt werden kann durch gezielte Fragestellungen. KI kann hier bei der Erstellung von relevanten Fragelisten helfen. Da nicht jeder Fachexperte auch über gute didaktische Kenntnisse verfügt, erweist die KI noch einen weiteren Dienst: Transkribierte Inhalte werden durch KI so umformuliert, dass Lernende den Inhalt gut verstehen. Qualität und Komplexität von Inhalten sind ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Wissensvermittlung. Für die Validierung können mithilfe von KI Fragen zum vermittelten Wissen mit unterschiedlichen Fragetypen erstellt werden — zum Beispiel Frage mit richtiger Antwort und zwei falschen Antworten, Multiple Choice, Schätzfragen… . Sie können auch in unterschiedlicher Komplexität zum Aufbau von Kompetenzen entlang von Kompetenzmodellen wie der Bloomschen Taxonomie oder dem Modell von Anderson und Krathwohl gestellt werden. Die erzeugten Inhalte können dann zielgruppenspezifisch in einem Lernsystem zum Beispiel fürs Onboarding zur Verfügung gestellt werden. Fachkräftemangel: KI kann unterstützen bei der Erstellung von binnendifferenzierendem digitalem Lehrmaterial und beim adaptiven KI-gestützten Ausspielen von Inhalten. Firmen- und ausbildungsrelevantes Wissen kann in kürzester Zeit in gut formulierte Microlearnings und Verständnisfragen umgewandelt werden. Ausgangstexte sind häufig zu technisch, zu wissenschaftlich oder einfach nur rechtssicher verfasst und für die Wissensvermittlung nicht nur zu lang, sondern auch zu komplex. KI kann bei Foto: Photographee.eu/stock.adobe.com 29

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