WERKWANDEL 02/2024 Arbeitswelt vor Ort der Umwandlung die Komplexität der Inhalte verringern, diese in vielen Sprachen, Sprachniveaus (A1-C1) und »Leichter Sprache« zur Verfügung stellen. Die durch KI erzeugten Lerninhalte können dann in einem KI-basierten adaptiven Lernsystem ausgespielt werden. Hierbei werden Lernverhalten und die Fortschritte der Lernenden analysiert, um daraufhin den Lernstoff und die Schwierigkeitsgrade individuell anzupassen und so ein maßgeschneidertes Lernerlebnis zu schaffen. Es ist wichtig zu unterscheiden, ob das Unverständnis einer Person auf fehlendem Vorwissen beruht oder darauf, dass das Sprachniveau zu anspruchsvoll ist: KI-basierte adaptive Lernsysteme müssen diese Multidimensionalität berücksichtigen. Für die zeitintensive Suche nach Firmenwissen gibt es inzwischen auch KI-Lösungen, die eine intelligente Wissenssuche, eine Art »Organisations-GPT« ermöglichen. Dabei können Versionierungen, Zugangsbeschränkungen berücksichtigt werden. Wenn relevante Information oder Arbeitsanweisungen nur in Bildern verfügbar sind, kann KI durch »Image to Text« (automatisierte Texterkennung) auch die Suche auf Bilder oder Videosequenzen ermöglichen. New Work (steht für moderne und flexible Formen der [Büro]arbeit beziehungsweise der Arbeitsorganisation — zum Beispiel Telearbeit): L+D-Bereiche (L+D steht für Learning and Development = Lernen und der Entwicklung von Mitarbeitenden) stellen ihren Mitarbeitern über sogenannte LXP (Learning Experience Plattformen) ein »Netflix« des Lernens zu Verfügung — eine unendliche Vielfalt an Lerninhalten. Meistens erweisen sich diese Plattformen mit geringen Nutzungszahlen nicht als die prognostizierte Lernerfahrung: Inhalte sind meist zu generisch und bieten nicht direkt einen Lösungsvorschlag für das eigene Problem — Quantität geht hier vor Qualität. Unternehmen können frustriert sein, wenn sie mehr Freiheiten gewähren und die Umsetzung von New Work nicht wie erwartet gelingt. Mitarbeitende und Teams wiederum könnten mit der Selbstorganisation überfordert sein, wenn sie zum Beispiel: ›› Prioritäten setzen müssen bei zu vielen Möglichkeiten, ›› Meeting- und Kommunikationsstrukturen effektiv einrichten müssen und ›› auf Störfaktoren wie das bekannte »Ja, aber ...« reagieren müssen. Konzernzentrale der Deutschen Telekom in Bonn Foto: Deutsche Telekom/Norbert Ittermann Wissensexplosion: Exploratives Wissen lässt sich analog zur Schilderung von implizitem Wissen am besten durch Interviews, Webinare oder kurze Audiomemos festhalten, aus denen dann durch KI wieder Microlearnings zur Wissensvermittlung entstehen: der Startpunkt für User-generated Content als Wissensbeschleuniger. Doch an wen soll dieses Wissen weitergegeben werden? Ein Best-Practice kommt von der Deutschen Telekom AG: Mit mehr als 100 Communities erfolgt das Peer-Learning in der hauseigenen Community-Universität, die KI nutzt, um einfach Inhalte an die Community weiterzugeben. KI kann eingesetzt werden, um die täglichen Herausforderungen in der Selbstorganisation besser zu meistern. Zum Beispiel können kleine Lernreisen oder Handlungsempfehlungen erzeugt werden, die genau auf das vom Mitarbeiter geschilderte Problem passen und sofort im Arbeitsalltag umsetzbar sind. → Überregulierung: Für die Umsetzung von Regulierungen müssen Unternehmen für unterschiedliche Unternehmensbereiche Handlungsanweisungen und Lerninhalte erzeugen. KI kann heute zielgruppenspezifische Inhalte aus Dokumenten extrahieren und parallel für einen guten Wissenstransfer die Komplexität von rechtssicheren Dokumenten anpassen. 30
WERKWANDEL 02/2024 Arbeitswelt vor Ort Foto: InfiniteStudio/stock.adobe.com platform3L — das Unternehmen 2016 gründete Gabriele Riedmann de Trinidad, Elektrotechnik-Ingenieurin mit Schwerpunkt IT, das EdTech Unternehmen platform3L GmbH mit Sitz in Bonn. platform3L ist ein preisgekröntes Education-Technology- Unternehmen für KI-gestütztes Lern- und Wissensmanagement. Im Jahr 2022 zeichnete die Jacobs Stiftung platform3L mit dem Global Edtech Startups Award (GESAward) als eines der weltweit besten KI-gestützten Lernsysteme für adaptives Lernen aus. Im Jahr 2023 schaffte platform3l es mit seinem KI- Ansatz zur Integrationsförderung und Verbesserung der Sprachkompetenz in die Endrunde des GESAwards als eines der besten EdTech-Unternehmen in Deutschland und Österreich. Der Deutsche Ingenieurinnenbund zeichnet Gabriele Riedmann de Trinidad als eine der einflussreichsten Ingenieurinnen Deutschlands aus. ›› So könnte zum Beispiel aus dem EU-AI ACT ein E-Learning für den IT Bereich erzeugt werden, damit bei der Einführung neuer KI-basierter IT der AI ACT mitberücksichtigt wird. Für den Datenschutzbereich könnte aus dem selben Dokument eine Handlungsempfehlung zu Datenschutz bezüglich des AI Acts abgeleitet werden ›› Für die Geschäftsführung könnte eine Zusammenfassung der Rahmenbedingen und Risiken des AI ACTS in verständlicher Sprache entstehen. Individualisierung: Hyperpersonalisierung ist ohne großen Aufwand nur mit KI möglich: Erzeugung von Inhalten für einen spezifischen Zweck, in vielen Sprachen, Sprachniveaus, aber auch in vielen Formaten: Nicht alle Mitarbeiter möchten durch ein E-Learning geführt werden; manche präferieren ein Quiz, eine Zusammenfassung, eine Handlungsempfehlung und vieles mehr. Auch die Erstellung unterschiedlicher Medien (Text, Video, Audio) ist durch KI in einer großen Variantenvielfalt möglich. Fazit Die rasante Entwicklung und Vielfalt gesellschaftlicher Veränderungen bergen eine beinahe unüberwindbare Komplexität für das Lernen und die Entwicklung in Unternehmen. Bei genauerer Betrachtung dieser dynamischen Landschaft wird jedoch deutlich, dass KI nicht nur eine Möglichkeit, sondern vielmehr den entscheidenden Weg darstellt, um den Anforderungen des lebenslangen Lernens gerecht zu werden. KI bietet maßgeschneiderte Lernwege, die es ermöglichen, individuell und effizient auf die sich ständig wandelnden Bedürfnisse und Herausforderungen der Lernenden einzugehen. So wird KI zur Schlüsseltechnologie, die es Individuen und Organisationen ermöglicht, mit der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit Schritt zu halten und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Entwicklung zu fördern. Autorin +49 228 24258642 »Hyperpersonalisierung« »Ein neues Level an Personalisierung: Mit KI lassen sich Menschen als Individuen (ansprechen).« Vertiefende Informationen. Dipl. Ing. (Elektrotechnik) Gabriele Riedmann de Trinidad Geschäftsführende Gesellschafterin Platform 3L GmbH (Bonn) Gabriele Riedmann de Trinidad hält KI für den entscheidenden Weg, um Mitarbeitenden in Zeiten rasanter Veränderungen individuell passgenau die von ihnen benötigen Fähigkeiten zu vermitteln. 31
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