WERKWANDEL 02/2024 Zukunftsgespräch »In der Knowledge Economy ist der Wert von Wissen und Erfahrung Älterer entscheidend« Das Start-up Senior Connect hat es sich zur Aufgabe gemacht, Seniors und Unternehmen zusammenzubringen — Interview Das Start-up Senior Connect betrachtet das Erfahrungswissen älterer, erfahrener Fachkräfte als bedeutende Unternehmensressource. Über ihre Plattform bringen Samuel (Sam) Keitel und seine Mitgründer Staël Tchinda und Tim Findeiss erfahrene Seniors und Unternehmen passgenau und effektiv zusammen. ifaa-Mitarbeiterin Isabella Urban sprach mit Sam Keitel über seine Mission. Isabella Urban: Wer seid Ihr und in welchem Bereich seid Ihr aktiv? Sam Keitel: Wir sind Senior Connect, ein junges Start-up mit Standorten in Heilbronn und München. Unser Fokus liegt auf dem Austausch und der Sicherung von Erfahrungswissen und Expertise innerhalb von Unternehmen. Wir erforschen Wege, wie Fachkräfte, die einen Jobwechsel anstreben oder bereits im Ruhestand sind und weiterhin arbeiten möchten, effektiv mit Unternehmen zusammengeführt werden können. Unser Ziel ist es, im Bereich der Silver-Workers und der Silver-Economy innovative Lösungen zu bieten. Langfristig streben wir den Aufbau einer umfassenden Senior-Community an, die den Austausch und die Vernetzung fördert. Was ist Eure Vision? Was wollt Ihr mit Eurem Startup erreichen? Unsere Vision ist es, die führende Plattform für Senioren zu werden — und dabei den Begriff »Senior« neu zu definieren — weg von negativen Konnotationen, die ihm in Deutschland oft noch anhaften. Für uns steht »Senior« im positiven Sinne des englischen Sprachgebrauchs: Es handelt sich dabei um Personen, die über umfangreiche Erfahrungen, tiefgreifendes Wissen und eine reiche Lebensgeschichte verfügen. Wir streben danach, genau für diese Menschen eine Plattform zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ihr wertvolles Wissen und ihre Lebenserfahrung mit anderen zu teilen und zu nutzen. Was macht Ihr dabei anders oder besser als andere Plattformen? Unser Ansatz bei Senior Connect unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Jobplattformen. Zwar bieten auch wir die Möglichkeit, sich auf Jobs zu bewerben, unser Hauptaugenmerk liegt jedoch auf einem aktiven Matching-Prozess. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die erfolgreiche Verbindung eines erfahrenen Maschinenbauers mit einem Start-up, das genau solche Fachkenntnisse benötigte. Unser Fokus USA-Aufenthalt beim Startup Accelerator Founder Insititute in Palo Alto im Silicon Valley. Im Hintergrund die Skyline von San Fransisco. | Foto: Senior Connect 42
WERKWANDEL 02/2024 Zukunftsgespräch Portal www.senior-connect.de liegt auf dem gesamten Profil eines Seniors — nicht nur auf dem Lebenslauf, sondern auch auf den individuellen Interessen, der gewünschten Flexibilität und den spezifischen Fähigkeiten. Wir sind überzeugt, dass auf diese Weise ganz neue Tätigkeitsfelder und Möglichkeiten entstehen. Ein zentrales Thema unserer Plattform ist unter anderem auch die Neudefinition der Arbeitswelt für Rentner und Pensionäre: Sie müssen nicht mehr arbeiten, aber sie dürfen! Diese Freiheit ermöglicht es ihnen, selbst zu entscheiden, wie und wo sie ihre Fähigkeiten einsetzen möchten, fördert soziale Kontakte und trägt zu einem aktiven Lebensstil bei. Diese Herangehensweise unterscheidet uns deutlich von anderen Angeboten. Unsere Recherchen und Erfahrungen, unter anderem im Silicon Valley, haben gezeigt, dass trotz der Existenz einiger Plattformen viel Potenzial ungenutzt bleibt. Wir bei Senior Connect streben danach, dieses Potenzial voll auszuschöpfen und eine Umgebung zu schaffen, die den Wert und die Beiträge von Senioren voll anerkennt und nutzt. Sollte die Integration von erfahrenen älteren Fachkräften für Unternehmen ein strategisches Thema sein? Absolut! Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt — und das nicht nur, weil das unsere Mission Rentner und Pensionäre müssen nicht mehr arbeiten, aber sie dürfen! An sie wenden wir uns. Sam Keitel, Co-Founder Senior Connect ist. Mein Anliegen geht weit über die bloße Vermittlung älterer Beschäftigter hinaus. Ich glaube fest an den unschätzbaren Wert der Erfahrung und des Potenzials, das Senioren mitbringen — an ihren Beitrag zur Wirtschaft in der Vergangenheit und an das, was sie noch leisten können. Dabei denke ich auch an den Spaß, den die Tätigkeit den Senioren selbst bringt, und an den Produktivitätsgewinn für die Unternehmen. Dieses Thema wird durch Forschungen gestützt. Diese zeigen, dass altersgemischte Teams Innovation und Produktivität in Unternehmen vorantreiben. Daher betrachte ich es als eine strategische Entscheidung: Soll die 43
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