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WERKWANDEL 2_23

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Das Arbeitswelt Magazin

WERKWANDEL 02/2023 Wissenschaft direkt Proof-of-Concept-Anwendungen machen das möglich. Die Arbeitsforschung begleitet Unternehmen in diesem Explorationsprozess. Arbeit produktiv und flexibel gestalten Um Arbeit nachhaltig, produktiv und flexibel zu gestalten, bewegt sich die Arbeitsforschung im Spannungsfeld von Rationalisierung und Humanisierung. Sie erschließt betriebliche Produktivitätspotenziale, indem sie untersucht, inwieweit KI-Anwendungen die Rationalisierung konkreter Arbeitsprozesse voranbringen können. Erfahrungsgemäß kommen die Vorzüge der KI-Automatisierung erst bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Arbeitssystems zum Tragen. Um übergeordnete Unternehmensziele der Effizienz, Adaptivität und Resilienz zu erreichen, arbeiten Mensch und KI-Maschine Hand in Hand. Das Ziel ist dabei, sowohl dem betrieblichen Produktivitätsanspruch als auch den menschlichen Leistungs- und Lernanforderungen zu genügen. Neben operativen Abläufen liegt der Fokus zunehmend auch auf kreativ-planerischen Tätigkeiten. Die Entwicklung orientierungskräftiger Wertegerüste soll die Arbeitstätigkeiten für die Mitarbeitenden sinnhaft und motivierend gestalten. Kompetenzzentren der Arbeitsforschung Eine erfolgreiche Bewältigung der skizzierten Herausforderungen setzt kommunikative Innovationsprozesse voraus. Akteure aus Unternehmen, Wissenschaft, Entwicklung, Bildungseinrichtungen und Sozialpartnern werden einbezogen, damit dies gelingt. Die 13 bundesweit verteilten »Regionalen Kompetenzzentren der Arbeitsforschung (ReKodA)« bündeln diese transdisziplinären Forschungs- und Transferprozesse. Ihre Akteure entwickeln KI-gestützte Verfahren, um Arbeit neu zu gestalten. Dabei übertragen sie modellhafte Anwendungen in die betriebliche Praxis. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Zentren im Rahmen des Förderschwerpunkts »Zukunft der Arbeit — Regionale Kompetenzzentren der Arbeitsforschung«. Kommunikation, Vernetzung und Transfer Das Projekt »Connect und Collect (CoCo)« fördert die Vernetzung der transdisziplinären Akteure der Arbeitsforschung, die sich in den regionalen Kompetenzzentren zusammengeschlossen haben. Betriebliche KI-Anwendungen sind individuell und nicht »von der Stange« verfügbar. Martin Braun Eine »Cloud der Arbeitsforschung (CdA)« dient als zentrale Informations- und Kommunikationsplattform. Sie stellt Infrastrukturen, gesicherte Informationsbestände, Diskussionsforen sowie Werkzeuge für den Wissens- und Technologietransfer bereit. Als Reallabor ermöglicht das Netzwerk zudem, die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen zu ermitteln. Drei Zielsetzungen leiten die Aktivitäten im Projekt CoCo: 1. Transdisziplinäre Zusammenarbeit zur Förderung eines gemeinsamen Verständnisses innovativer Arbeitsgestaltung und zur Integration widersprüchlicher Zielsetzungen von Forschung (→ Erkenntnisse) und Praxis (→ Problemlösung). 2. Effizienzsteigerung der Forschungs- und Innovationsarbeit (FuI), indem standardisierbare Vorgehensweisen identifiziert sowie fachlich gesicherte Informationsbestände geteilt werden. 3. Vernetzung und Transfer der interdisziplinären Akteursgruppen, um Synergiepotenziale in möglichst langfristig angelegten FuI-Strukturen zu entdecken und auszuschöpfen. Die Akteure der regionalen Kompetenzzentren erproben die im Projekt CoCo geschaffenen Services, Methoden und Instrumente und entwickeln diese sukzessive weiter. Lessons Learned Zentrale Erkenntnisse aus den ersten beiden Projektjahren: ›› Betriebliche KI-Anwendungen sind individuell und nicht »von der Stange« verfügbar. Betriebliche Einführungen von KI-Anwendungen beschränken sich selten auf rein technologische Gestaltungsaufgaben. Mit der Arbeitsforschung fließen neben technischen auch organisatorische und menschliche Faktoren in den Inno - vationsprozess mit ein. 36

WERKWANDEL 02/2023 Wissenschaft direkt Mensch-Roboter-Kollaboration — Teil der neuen KI-gestützten Arbeitswelt. | Foto: U. Volkner, Fotoagentur Fox, © Fraunhofer IAO ›› Auf dieser Grundlage ermittelt die Forschung zunächst allgemeine Vorgehensweisen einer kohärenten Arbeitssystemgestaltung. In einem zweiten Schritt ist zu klären, inwiefern KI zur Lösung einer konkreten betrieblichen Problemstellung beitragen kann. Der dritte Schritt besteht darin, aus generalisierten Methoden unternehmensspezifische Lösungen abzuleiten. ›› Komplexe KI-Systeme stellen einen technologischen Paradigmenwechsel in der überbetrieblichen Wertschöpfung dar. Ihr Anwendungsnutzen lässt sich ad hoc zumeist nicht umfassend abschätzen. Bei einer avisierten KI-Implementierung orientieren sich Unternehmer daher an erfolgreichen Praxislösungen von Pionierbetrieben. Ein Diskurs »auf Augenhöhe« trägt dazu bei, betriebliche Ziele zu konkretisieren und bei der Umsetzung von Maßnahmen methodisch zu unterstützen. Neben einem persönlichen Austausch, wie ihn die regionalen Kompetenzzentren pflegen, entstehen mit der CdA vielfältige mediale Kontaktmöglichkeiten. Sie bringen Akteure in Gespräche, die idealerweise in nutzbringende Kooperationen münden. Reale und virtuelle Kommunikationsformate, die sich wechselseitig ergänzen, laden zum Diskutieren und Reflektieren ein. Sie schaffen Transparenz für Fortschritt und Reputation. Somit spiegelt die »Cloud der Arbeitsforschung« die vielfältigen Sichtweisen von Unternehmern, Innovatoren und Forschern wider. Diese Rückkopplung offenbart das Nutzenpotenzial synergistischer Kooperationen, die sich dank der CdA anbahnen können. Dabei steht nicht das technisch Machbare, sondern die Lösung konkreter Unternehmensaufgaben im Vordergrund. Ausblick Die »Cloud der Arbeitsforschung« geht im Frühsommer 2024 an den Start, um fachlich Interessierten einen Austausch zu ermöglichen. Wir laden Sie bereits heute ein, sich unter www.coco-projekt.de über das Projekt zu informieren und mit den CoCo-Experten in einen Diskurs zu treten. Förderhinweis Das wissenschaftliche Projekt CoCo wird im Rahmen des Programms »Zukunft der Wertschöpfung. Forschung zu Produktion, Dienstleistung und Arbeit« vom Bundes-ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Kennzeichen 02L19C000 ff gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Der Beitrag liegt in der Verantwortung des Verfassers. Autor +49 711 970-2176 Dr. Martin Braun Koordinator des Projekts CoCo Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart Martin Braun ist überzeugt, dass die »Cloud der Arbeitsforschung« die praktische Nutzung von KI in Arbeitssystemen voranbringen kann. 37

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