WERKWANDEL 02/2023 Wissenschaft direkt Sicherheitsbewusstes Verhalten ist beim Klettern ebenso wichtig wie im Betrieb. Foto: Industrieblick/stock.adobe.com 40
WERKWANDEL 02/2023 Wissenschaft direkt Behavior Based Safety (BBS): sicherheitsbewusstes Mitarbeiterverhalten positiv bestärken Wie Unternehmen die Arbeitssicherheit nachhaltig verbessern können Die verhaltensorientierte Arbeitssicherheit, Behavior Based Safety, BBS (Bördlein, 2022), nutzt die Gesetze des Verhaltens, um Menschen dabei zu helfen, sicherer zu arbeiten. BBS ist, richtig verstanden, ein Werkzeug, um den Umgang mit Arbeitssicherheit im Betrieb nachhaltig zu verbessern. Anspruch und Realität bei der Arbeitssicherheit Viele Unternehmen räumen der Arbeitssicherheit in ihren Leitbildern einen großen Stellenwert ein: »Die Sicherheit und Gesundheit unserer Beschäftigten ist unser höchstes Gut.« So oder ähnlich steht es dort oft. Wenn ich mit den Produktionsmitarbeitern von Unternehmen spreche, erwähne ich das gelegentlich und stelle fest: »Offenkundig liegt Ihren Vorgesetzten und dem CEO viel daran, dass Sie sicher arbeiten können.« Oft ernte ich dafür ein leicht spöttisches Lächeln der Mitarbeiter. Der Grund dafür ist, dass sie es subjektiv eben nicht so erleben, dass Sicherheit und Gesundheit in der Firma vor allem anderen stehen. Nicht, dass man den Chefs unterstellt, sie würden bewusst die Unwahrheit sagen, wenn sie versichern, dass keine Arbeit so wichtig ist, dass man dafür seine Gesundheit aufs Spiel setzen sollte und dass sie (die Chefs) sich wünschen, dass die Mitarbeiter am Abend alle gesund nach Hause gehen können. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, dass die Vertreter der Firmenleitung und alle Vorgesetzten dies in der Regel aus ganzem Herzen so meinen. Das »Lächeln« der Mitarbeiter resultiert vielmehr daraus, dass sie Arbeitssicherheit »on the shopfloor« so nicht erleben. Sie erleben nicht, dass ihre persönliche Sicherheit Vorrang vor allem anderen hat. Bleibt die Produktion stehen, weil die Sicherheit dies erfordert, wird dies von den Vorgesetzten akzeptiert, toleriert und manchmal sogar gutgeheißen. Aber sowohl die Mitarbeiter als auch die Vorgesetzten wissen: Ohne Produktion kann das Unternehmen keine Löhne zahlen. Sicherheit ist daher meist ein »notwendiges Übel«, nicht das attraktive Thema, mit dem man sich gern beschäftigt. Daran sind weder die Mitarbeiter noch die Vorgesetzten noch die Firmenleitung schuld. Es ist einfach so, dass Sicherheit oft mit einem Mehraufwand verbunden ist, der sich nicht immer unmittelbar und augenscheinlich »lohnt«. Wer sicher arbeitet, braucht oft länger für seine Arbeit und muss oft mehr Umstände in Kauf nehmen. Dies ist der Hauptgrund, warum Menschen, obwohl sie wissen, wie sie sicher arbeiten können und obwohl sie die Möglichkeit (zum Beispiel die notwendige persönliche Schutzausrüstung) dazu haben, nicht sicher arbeiten. Foto: Andrey Bandurenko/stock.adobe.com 41
Laden...
Laden...
Laden...
© 2021 ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V.