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WERKWANDEL 2_23

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Das Arbeitswelt Magazin

WERKWANDEL 02/2023 Zukunftsgespräch und Führungskräften, haben wir immer wieder erlebt, wie folgenreich und unvorhersehbar personelle Veränderungen auf Unternehmen einwirken. Deswegen haben wir ein Konzept und eine digitale Lösung aus der Praxis für die Praxis entwickelt, die das Transition Management für Organisationen neu denkt. »Jeder will gesehen werden, jeder hat Wissen, jeder hat Talent.« Dr. Bettina Volkens wohl: Mit den Baby-Boomern gehen jahrelang erworbenes Wissen und gewonnene Kontakte in Rente. Und ihnen ist bewusst: Ein funktionierender Wissenstransfer ist auch vor dem Hintergrund des Wertewandels in der Arbeitswelt essenziell für die Zukunft des Unternehmens. Wir helfen in dieser Lage mit einem gezielten, effizienten und schlussendlich digitalisierten Management von relevantem Wissen. great2know bietet nachhaltigen Wissenstransfer, um dieses Know-how zu sichern, reibungslose Arbeitsabläufe zu ermöglichen und damit die Wettbewerbsfähigkeit jedes Unternehmens zu stärken. Wie ist die Idee zu great2know entstanden? Christine Lutz: Wie so oft im Leben geraten Dinge in Bewegung, indem sich die richtigen Menschen treffen und sich Zeit füreinander nehmen. Allein das hat im Übrigen schon enorm viel mit Wissenstransfer zu tun. Wir haben auf unterschiedlichen Positionen, Bettina und ich zuletzt bei der Lufthansa, unterm Strich die gleiche Erfahrung gemacht: 250 Jahre nach der Industriellen Revolution gehen wir immer noch äußerst unachtsam mit dem Wissen aller Mitarbeitenden um. Dies war lange verkraftbar, weil die meisten Menschen ein Leben lang im selben Unternehmen geblieben sind. Heute ist das anders. In immer kürzer werdenden Zeitfenstern streben Arbeitnehmer Veränderungen an, die häufig einen Wechsel nach sich ziehen — innerhalb des Unternehmens oder eben auch zu einem anderen Unternehmen. Im Bereich HR, der Beratung von DAX-Konzernen Wer profitiert von Eurem Angebot und in welcher Weise? Christine Lutz: Sagen wir es so: Für Unternehmen und Mitarbeitende bedeutet jeder Wechsel, die eigene Komfortzone verlassen zu müssen. Das muss aber doch nicht zwangsläufig damit gleichgesetzt werden, dass man dabei auf jeglichen Komfort verzichtet. Aber genau diese Gefahr besteht, wenn das Wissen des Vorgängers nicht transferiert wird. Im Sport käme auch niemand auf die Idee, bei einem Staffellauf immer wieder von vorne loszurennen: Vielmehr wird der Staffelstab nach einer bestimmten Distanz stets weitergereicht. Das ist ein wesentlicher Vorgang: Denn wenn der Stab beim Wechsel aus der Hand gleitet, bedeutet das die Disqualifikation. Anders ausgedrückt: Vom Wissenstransfer profitiert jeder — und am Ende das gesamte Unternehmen! »Viele Unternehmen wissen nicht, was ihr Unternehmen alles weiß.« Christine Lutz Welche technischen Voraussetzungen benötigen Betriebe, um Eure Software nutzen zu können? Martin Steinke: Keine, die nicht ohnehin in jedem Unternehmen vorhanden ist. Und natürlich nutzen wir bei unseren digitalen Lösungen modernste Sicherheitsstandards. Der Datenschutz steht über allem. 46

WERKWANDEL 02/2023 Zukunftsgespräch »Das Teilen von Wissen führte uns aus der Höhle und zu den Sternen. Jeder Lehrer war auch mal Schüler und jeder Manager Praktikant.« Martin Steinke Um welches Wissen handelt es sich? Martin Steinke: Das Wissen jedes Teammitglieds im Arbeitsprozess kann den entscheidenden Unterschied machen. Das ist unser Antrieb. Das heißt: Es geht um prozesskritisches oder strategisch relevantes Wissen ebenso, wie um Erfahrungswissen über zumeist gut gehütete Geheimnisse oder tradierte Verhaltensmuster bis hin zu speziellen Kenntnissen, die aus langjährigen Kundenbeziehungen erwachsen. Was sagen Beschäftigte, die auf diese Art und Weise ihr Wissen preisgeben sollen? Dr. Bettina Volkens: 80 Prozent der Mitarbeitenden wünschen sich, Wissen weiterzugeben. Das Problem ist, dass heute noch viel zu häufig nur über die Abschiedsparty nachgedacht wird, wenn eine Kollegin oder ein Kollege das Haus verlässt. Möglicherweise liegt das daran, dass bislang skalierbare und bezahlbare Lösungen fehlen, das Wissen des Ausscheidenden im Unternehmen zu halten. Aber dafür haben wir ja die passende Antwort. Wichtig ist dabei vor allem, dass es beim Wissenstransfer nicht nur darum geht, in letzter Sekunde zu retten, was zu retten ist, sondern Wertschätzung für jedes noch so kleine Rädchen im Getriebe vorzuleben und damit die Unternehmenskultur zu verändern. Das wiederum ist bei knapp einer Million Fach- und Führungskräften, die bis zum Jahr 2030 fehlen werden, durchaus mit einer Überlebensstrategie gleichzusetzen. Wollt Ihr die Software noch ausbauen? Martin Steinke: Wir werden uns und unser Produkt permanent weiterentwickeln — natürlich ist Wissensmanagement ein Prozess. Deshalb war für uns die Einrichtung eines Think-Tanks Voraussetzung für unser Start-up. Dort redet bei uns ein kleiner, aber jederzeit erweiterbarer Kreis über die Zukunft: von der Ergänzung durch verknüpfte, bewertende und verzweigte Frage-Antwortsysteme, der Erweiterung der Wissenseingabe — speech to text –, der Möglichkeit zur betriebsinternen Veröffentlichung von Wissen bis hin zur Schlüsselwortanalyse und Wissenssynchronisation von Fragen und Antworten aus vorherigen Transfers. Wie sieht Eure Zukunft der Arbeit aus? Dr. Bettina Volkens: Wir wissen heute, dass vergangene Hochkulturen immer wieder über Fähigkeiten verfügten, die danach jahrhundertelang in Vergessenheit geraten waren. Das hatte nur einen Grund: Es hat sich niemand um den Wissenstransfer gekümmert. Stellen wir uns einen Moment lang vor, wieviel Wissen in jedem Mitarbeiterkopf eines Unternehmens steckt. Es wäre fatal, diesen Fehler immer wieder zu wiederholen. Arbeit der Zukunft ist für uns, dass dieser Schatz Tag für Tag gehoben wird und dass Wissenstransfer zur gelebten Unternehmenskultur und Wertschätzung den Menschen gegenüber wird. Die Fragen stellte: Dipl.-Soz. Wiss. Nicole Ottersböck ifaa-Interviewpartner*innen Christine Lutz verfügt über 20 Jahre HR-und Führungserfahrung und hat bei der Deutschen Lufthansa die Prozesse Onboarding und Wissenstransfer verantwortet. Dr. Bettina Volkens war von 2013 bis 2019 Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin der Deutschen Lufthansa AG, zuständig für die Bereiche Personal und Recht. Martin Steinke verfügt über zehn Jahre Erfahrung als erfolgreicher Serial Entrepreneur und Consultant in der digitalen Start-up-Szene. Er leitet die Projektentwicklung der great2know-Plattform. Autorin +49 211 542263-25 Dipl.-Soz. Wiss. Nicole Ottersböck Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Nicole Ottersböck hält die systematische Bewahrung von Wissen für eine der wichtigsten Herausforderungen in Zeiten rapider Veränderung. 47

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