WERKWANDEL 02/2023 Menschen im Fokus Was hat sich in der jüngeren Vergangenheit für Sie in Ihrem Job verändert? Die größte Veränderung der zurückliegenden Jahre in meinem Verantwortungsbereich war klar die Digitalisierung sowie die Visualisierung der ERP- und der Maschinendaten. Dadurch gelang es in hohem Maße, Erkenntnisse abzuleiten und Lösungen umzusetzen. Das erhöhte die Transparenz über die Prozesse in meinem Einflussbereich massiv. Gleichzeitig führte die hohe Datenmenge zu Überlegungen, wie man diese durch KI-Tools besser überblicken kann. Hierbei kam die Idee auf, die Daten hinsichtlich einer KI-basierten Anomalieerkennung stetig zu überprüfen, um den personellen Aufwand zu reduzieren. So entstanden die ersten Berührungspunkte zur KI. Visuelle Anomalieerkennung mithilfe Künstlicher Intelligenz. Foto: SGF In meinem Verantwortungsbereich bringen die Digitalisierung sowie die Visualisierung von ERPund Maschinendaten die größten Veränderungen. Peter Boenisch Wie sind Sie das Thema KI in Ihrem Bereich angegangen? Während der Beschäftigung mit der Anomalieerkennung betraute mich mein Vorgesetzter mit der Aufgabe, eine Möglichkeit zu finden, eine neue visuelle Kontrolle in die Produktionslinie zu bringen. Die von uns bisher eingesetzte Kameratechnik konnte die Anforderungen nicht erfüllen. Erste Recherchen bei namhaften Sondermaschinenbauern, Vision-Experten und Anbietern von Bildverarbeitung führten zu keinen nennenswerten Erfolgsaussichten. Erst die Information über eine Industriekamera mit Künstlicher Intelligenz schaffte Hoffnung auf eine Lösung; auch war diese deutlich günstiger im Vergleich. Erste Versuche zeigten, dass es möglich war, mit dem besagten System die Qualitätsanforderungen zu überprüfen. Deshalb haben wir einen Prototyp in Eigenregie aufgebaut und eine Testreihe gestartet. Wo waren die größten Herausforderungen? Der erstmalige Einsatz von KI-Technologie setzt Vertrauen in die Technologie und in das Projektteam voraus. Dieses Vertrauen haben ich und mein Team durch meinen Vorgesetzten erhalten. Ich denke, dass die Vertrauensgewinnung die größte Herausforderung darstellt. Es zeigte sich, dass gerade technikversierte Stakeholder in sehr hohem Maße skeptisch gegenüber dieser Technologie waren und es bis heute sind. Diese Skepsis und die daraus resultierende Gegenwehr sehe ich persönlich als die zweite große Herausforderung. Gerade deshalb ist es wichtig, die richtigen Leute in einem solchen Team an seiner Seite zu haben. Gibt es erste Erfolge? Der Prototyp konnte dank des großen Einsatzes der Teammitglieder und mithilfe des Anbieters der KI-Technologie durch unser Qualitätsmanagement erfolgreich verifiziert werden. Anhand des Prototyps hat unser Maschinenbau zwei Module zur Qualitätssicherung gebaut und in die Produktionsanlagen integriert. Weitere Module sind bereits beauftragt. 08
WERKWANDEL 02/2023 Menschen im Fokus Das untersuchte Teil wird automatisiert mit im Rechner hinterlegten Daten abgeglichen. | Foto: SGF Während der Bauzeit haben wir einen zusätzlichen Anbieter von KI-Software zur Bauteilinspektion gefunden. Dieser lieferte in den ersten Tests noch erfolgversprechendere Ergebnisse. Wir haben uns final für diesen Anbieter entschieden und seine Software in die Prüfmodule integriert. Nun haben wir neben einer reinen Gut- oder Schlechtauswertung auch Informationen darüber, welche Fehler die KI mit welcher Wahrscheinlichkeit auf dem produzierten Produkt gefunden hat. Durch Anbindung an die Maschinendatenerfassung können wir die Fehlerrate auf das Produkt und die Maschine herunterbrechen und somit die Prozesse weiter verbessern. Das kommt dem Kundennutzen hinsichtlich der Null-Fehler-Strategie zugute. Was erwarten Sie von der Zukunft? Ich gehe davon aus, dass gerade im produzierenden Gewerbe der Einzug von KI-Technologie massiv zunehmen wird. Hier gilt es Schritt zu halten und auch in einer gewissen Weise die notwendige Risikobereitschaft aufzubringen, um die Vorteile für die eigene Produktion frühestmöglich einzufahren. Ihr persönlicher Wunsch an die Arbeitswelt der Zukunft? Ich wünsche mir, dass wir die Chancen der Künstlichen Intelligenz in den Vordergrund unserer Gedanken bringen. Ich glaube, dass wir durch deren Einsatz den Menschen stark entlasten und unterstützen können. Damit haben wir mehr Zeit und Energie für strategische und innovative Themen. Aus meiner persönlichen Sicht ist das ein sehr schöner Zukunftsgedanke. Autorin ZUR PERSON Peter Boenisch ist seit 2003 bei der Süddeutschen Gelenkscheibenfabrik GmbH & Co. KG beschäftigt. Nach der Ausbildung zum Energieelektroniker für Betriebstechnik und einigen Jahren als Instandhalter erfolgten diverse Weiterbildungen sowie ein Studium zum MBA. Parallel dazu begann 2013 die Verantwortungsübernahme vom stellvertretenden Gruppenleiter der Elektroinstandhaltung bis hin zum Leiter der Technischen Dienste im Jahr 2019. Seit April des Jahres 2023 nun in der Rolle des Leiters Technical Management tätig. +49 211 542263-26 Christine Molketin M. A. Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Christine Molketin ist überzeugt, dass der Einsatz von KI Produktivität und Qualitätssicherung in Betrieben deutlich verbessert. 09
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