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Das Fachmagazin zur Arbeits- und Betriebswelt von heute und morgen.

WERKWANDEL 01/2022 Arbeitswelt vor Ort Ort, der für ihn während seiner Bereitschaftszeit innerhalb einer bestimmten Frist erreichbar sein muss, für sich genommen kein relevantes Kriterium für die Einstufung dieser gesamten Zeitspanne als Arbeitszeit dar. Kurze »Rufzeit« Ist Rufbereitschaft Arbeitszeit oder nicht? Es kommt auf den Einzelfall an. Bernd Schiefer Die ständige Erreichbarkeit während der Bereitschaftszeit ist dann als Arbeitszeit im arbeitsrechtlichen Sinne zu bewerten, wenn der Arbeitnehmer in Anbetracht der ihm eingeräumten sachgerechten Frist für die Wiederaufnahme seiner beruflichen Tätigkeiten seine persönlichen sozialen Aktivitäten nicht planen kann. Bereitschaftszeit, in der die Arbeit in nur wenigen Minuten aufzunehmen ist, ist grundsätzlich in vollem Umfang als Arbeitszeit anzusehen, da der Arbeitnehmer in diesem Fall in der Praxis davon abgehalten wird, auch eine kurzzeitige Freizeitaktivität zu planen. Zum Beispiel schränkt eine Bereitschaftszeit, die ein Arbeitnehmer zu Hause verbringt und während derer er verpflichtet ist, einem Ruf des Arbeitgebers zum Einsatz innerhalb von acht Minuten Folge zu leisten, in erheblichem Maße seine Möglichkeit ein, anderen Tätigkeiten nachzugehen. Das BAG hat auch Reaktionszeiten von zehn Minuten zwischen Abruf und Arbeitsaufnahme für zu kurz befunden. Ein Zeitraum von rund 25 bis 30 Minuten stehe einer Rufbereitschaft hingegen nicht entgegen. Maßgeblich ist aber immer der Einzelfall. Folgen für die Praxis Es kann also nicht ohne Weiteres davon ausgegangen werden, dass Rufbereitschaft keine Arbeitszeit ist beziehungsweise erst dann zur Arbeitszeit wird, wenn der Arbeitnehmer aus der Bereitschaft »herausgerufen« wird, um tatsächlich Arbeit zu leisten. Es kommt vielmehr auf den Einzelfall an. Hierbei ist zu fragen, ob der Arbeitnehmer in seiner Freizeitgestaltung so erheblich beeinträchtigt wird, dass die Rufbereitschaft als Arbeitszeit zu qualifizieren ist — zum Beispiel aufgrund sehr kurzer Rufzeiten. Dies ist auch bei der Gestaltung etwaiger Rufbereitschaftsregelungen zu berücksichtigen. 1 Worzalla, PuR 2021, 84. 2 BAG vom 27.07.2021 — 9 AZR 448/20, BB 2021, 2675. 3 S. Sieg, Arbeitsrecht — Leitfaden für alle Führungskräfte, Düsseldorfer Schriftenreihe, 13. Aufl., 79 ff. 4 BAG vom 25.03.2021 — 6 AZR 264/20, BB 2021, 2171. 5 EuGH vom 09.03.2021 — C — 344/19, NZA 2021, 485. Literatur Schiefer B (2022) Arbeitszeit — Rechtliche »Spielregeln« und die besonders praxisrelevanten Fragen, Düsseldorfer Schriftenreihe, eBook, www.duesseldorfer-schriftenreihe.de Autor +49 211 4573267 Prof. Dr. jur. Bernd Schiefer Geschäftsführer unternehmer nrw, Düsseldorf RA/FA für Arbeitsrecht | Schiefer Rechtsanwälte Düsseldorf | Professor für Arbeitsrecht an der Hochschule Fresenius, Köln Langjährig berät und vertritt Bernd Schiefer, Professor an der Fresenius-Hochschule, Unternehmen als Rechtsanwalt sowie als Verbandsgeschäftsführer arbeitsrechtlich. 56

WERKWANDEL 01/2022 Kurzweiliges 4.0 Foto: ©TarikVision/stock.adobe.com Die Vier-Punkt-Null-Vielfalt FAMILIE 4.0 »4.0« ist im Sprachgebrauch weit über die Verwendung im Kontext der vierten industriellen Revolution hinausgewachsen. Dabei ist es zu nachvollziehbaren, kuriosen und teilweise auch amüsanten Kombinationen gekommen — beispielsweise »4.0-Burger«, »Vater 4.0« oder »Fischzucht 4.0«. Hier finden Sie Beispiele und Hintergründe dazu. Ein ausführliches Glossar von Sebastian Terstegen zur Vier-Punkt-Null-Vielfalt im Sprachgebrauch finden Sie auf www.arbeitswissenschaft.net. 4.0-BURGER Am 06.10.2016 war der Food Truck der Fachzeitung Produktion auf dem Firmengelände des Fügetechnik-Spezialisten Nimak zu Gast und versorgte die rund 250 Beschäftigten mit diversen Burgerspezialitäten, die passenderweise Namen wie »Verbindungs- Burger«, »Schweißpunkt-Burger« oder eben »Industrie 4.0- Burger« trugen. → BAUEN 4.0 Die Digitalisierung wird sich auch in der Baubranche mehr und mehr bemerkbar machen. Die Messe bautec 2020 hat sich dem Thema ausgiebig gewidmet. → BIENENSTOCK 4.0 So betitelte die Passauer Neue Presse einen Artikel über das studentische »PlanBee-Projekt« an der Universität Passau, welches das Imkern digitaler machen soll. Die wichtigsten Daten werden digital angezeigt. Der Bienenstock muss daher seltener händisch kontrolliert werden. → DIABETES 4.0 Der Diabetes Mediendialog 2017 stand unter diesem Motto. Durch die Digitalisierung soll der Alltag der Diabetiker vereinfacht werden, beispielsweise durch Unterstützung beim Messen des Blutzucker-Wertes. → Unter diesem Titel referierte die Soziologin Dr. Claudia Zerle-Elsäßer vom Deutschen Jugendinstitut im Rahmen einer Fachtagung des bayerischen Landesausschusses für Müttergenesung am 26.06.2018 über neue Herausforderungen und Chancen für Familien. → FISCHZUCHT 4.0 Auch die Fischzucht wird digitaler: Licht, Temperatur, Futter und Sauerstoffgehalt können elektronisch überwacht und gesteuert werden. → FOOD 4.0 So bezeichnet der Automatisierungs- und IT-Spezialist onoff AG seine passgenauen Lösungen für die Prozessautomatisierung, Digitalisierung und KI für seinen Branchenschwerpunkt Nahrungsund Genussmittel. So gesehen in einer Anzeige in der Zeitschrift IT&Production 9/2020. → → FREIWILLIGE 4.0 Um ein zukunftsfähiges Freiwilligenmanagement zu gewährleisten, müssen sich gesundheits- und sozialberufliche Arbeitsfelder anpassen. Online-Volunteering und digitale Tools in der Arbeit von und mit Freiwilligen sind dabei wichtige Faktoren. Die FH Münster setzt sich mit diesen Entwicklungen auseinander. → GENDER 4.0 Die FH Bielefeld hat in diesem Projekt untersucht, wie sich die Folgen der Digitalisierung auf Frauen und Männer auswirken und wie Digitalisierung entsprechend wahrgenommen wird. → HRM 4.0 Wird manchmal auch »Smart HRM« genannt und ist die Bezeichnung für die Personalarbeit der Zukunft oder dafür, wie sie idealerweise aussehen könnte. Die Universität St. Gallen betitelte ihre TOP JOB-Trendstudie 2017 mit »HRM 4.0 Personalarbeit der Zukunft«. → ILLUSION 4.0 Das Thema Industrie 4.0 wird von den Autoren Andreas Syska und Philippe Lièvre in ihrer Monografie »Illusion 4.0 — Deutschlands naiver Traum von der smarten Fabrik« insgesamt kritisch be leuchtet. → 57

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