WERKWANDEL Sonderausgabe 09/2024 Arbeitswelt gestalten Foto: Siam/stock.adobe.com Von der tariflichen Leistungsbeurteilung zum Zielentgelt Versuni Germany GmbH — Praxisbeispiel eines modernen Vergütungssystems Die Arbeitswelt und das Wettbewerbsumfeld verändern sich rasant. Unternehmen sind deshalb zunehmend gefordert, ihre Vergütungssysteme an neue interne und externe Anforderungen anzupassen. Die Umstellung von einer tariflichen Leistungsbeurteilung zu einem Zielentgelt stellt einen bedeutenden Paradigmenwechsel dar. Dieser bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Die Autoren beleuchten die Hintergründe, die Implementierung und die Auswirkungen dieser Veränderung auf Unternehmen und Mitarbeitende am Beispiel des Haushaltsgeräteherstellers Versuni Germany GmbH (ehemals Philips Domestic Appliances) mit in Deutschland 79 Beschäftigten. Hintergrund und Notwendigkeit des Wechsels Ein essenzieller und seit Langem genutzter Bestandteil des tariflichen Vergütungssystems ist die Leistungsbeurteilung. Diese basiert auf tarifvertraglichen Regelungen und von der Unternehmensseite festgelegten Kriterien. Diese traditionelle Methode bietet Stabilität und Planbarkeit, kann jedoch in dynamischen und innovativen Branchen an ihre Grenzen stoßen. Häufig stehen Unternehmen vor der Herausforderung, die modernen und zielgerichteten 38
WERKWANDEL Sonderausgabe 09/2024 Arbeitswelt gestalten Vorstellungen mit den Vorgaben des Tarifvertrags zu vereinen. Zunehmender Wettbewerb, Digitalisierung sowie die Notwendigkeit, Talente zu binden und zu motivieren, erfordern ein flexibles und leistungsorientiertes Vergütungssystem. Leistungsbewertung bei Versuni in der Vergangenheit Besonders der bei Versuni genutzte klassische Bewertungsbogen fokussierte sich lediglich auf weiche Faktoren der Leistungsbeurteilung. In der Realität konnte dies über die Jahre hinweg zu Punktevergaben aus Gewohnheit oder sogar nach Sympathie führen. Es kostete viel Zeit und war fehleranfällig, im Rücklauf der PDF-Dateien alle Kriterien der Leistungsbeurteilung auf Korrektheit und Vollständigkeit zu prüfen. Zeitintensiv war auch die individuelle Berechnung der neuen Leistungszulagen. Grundsätzliches über das Zielentgelt und den Weg dorthin Das Zielentgelt stellt eine moderne Alternative zum althergebrachten Bewertungsbogen dar: Die Vergütung wird dabei stärker an individuellen Zielen ausgerichtet; die Leistung wird anhand der definierten Ziele messbar gemacht. Hierdurch wird die Vergütung der erbrachten Leistung verständlicher für Mitarbeitende und Vorgesetzte. Die Einführung eines Zielentgeltsystems erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Neben der Analyse der bestehenden Vergütungsstruktur werden klare und messbare Ziele als Basis benötigt. Diese Ziele können entweder rein individuell oder per Team festgelegt werden. Dabei können auch unternehmensseitige Kennzahlen verwendet werden, wenn der Mitarbeitende beziehungsweise das Team diese aktiv beeinflussen können. Unabhängig davon sollten die Ziele stets realistisch, aber herausfordernd formuliert sein. Das Zielentgelt richtet als Alternative zum althergebrachten Bewertungsbogen die Vergütung stärker an individuellen Zielen aus und macht die Leistung anhand definierter Ziele messbar. Ann-Sophie Fuchs Dieser Bewertungsbogen diente früher als Grundlage für die individuelle Berechnung der Leistungszulagen. 39
Laden...
Laden...
© 2021 ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V.